Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 116 118

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das Kloster S. Ariano. Die Armee hatte bei ihrer Rückkehr die Pest aus Skios mit nach Venedig gebracht. In San Salvatore brach ein Feuer aus und sechs Kirchen brannten ab. Das Volk mass dem Dogen die Schuld an all diesem Unglück bei und er wurde am Ostertage 1173 in der Kirche S. Zaccaria ermordet und daselbst begraben.
Unter ihm war den Juden erlaubt worden, sich auf der Giudecca anzubauen.
Nachdem man nun die Verfassung wesentlich geändert, ward Sebastian Ziani nach dem neuen Wahlsystem zum Dogen gewählt.
Unter ihm floh Papst Alexander III. 1176 nach Venedig, wo er die erste Nacht unerkannt unter dem Porticus von San Salvatore zubrachte, dann aber im Kloster de la Carità vom Dogen entdeckt und feierlich willkommen geheissen wurde. Der Doge erklärte sich sogleich zum Bundesgenossen des Papstes und des Städtebundes gegen Barbarossa. Zugleich benutzte er des Papstes Aufenthalt in Venedig zu einer Menge kirchlicher Feste, die dazu dienen mussten, dem Volke des Staates Noth zu verbergen; zu gleichem Zwecke liess er aus seinen eigenen Mitteln in der Stadt und namentlich an San Marco viel verschönern. Barbarossa verlangte inzwischen die Herausgabe des Papstes, und als er mit diesem Verlangen abgewiesen wurde, sendete er eine Flotte von 75 Galeeren unter dem Befehle seines Sohnes Otto gegen Venedig ab, welches ihm allerdings blos 30 Galeeren entgegenstellen konnte, trotzdem aber am Himmelfahrtstage 1177 beim Cap Salvore (Salbudo) zwischen Pola und Parenzo die Kaiserlichen vollständig schlug, ihnen 48 Galeeren wegnahm und den Otto zum Gefangenen machte; nun willigte. Friedrich in Unterhandlungen, die endlich zum Frieden und zu der berühmten Zusammenkunft Friedrichs und Alexanders in den Vorhallen zu San Marco führten, wo Alexander dem vor ihm knieenden Friedrich den Fuss auf's Haupt setzte mit den Worten: Auf Löwen und Ottern werde ich gehen und treten auf den Löwen und Drachen. Ziani begleitete den Papst bei dem Einzüge in sein wiedergewonnenes Rom, und erhielt von ihm als Anerkennung der geleisteten Dienste das Recht, eine brennende Kerze, ein geweihtes Schwert, einen goldenen Thronsessel und weiss, roth und hellblaue Kirchenfahnen vor sich hertragen, mit silbernen Trompeten bei seinen Umzügen vor sich herblasen und einen Schirm über sich tragen zu lassen; alles eigentlich nur Vorrechte hoher Kirchenfürsten; ausserdem belehnte der Papst die Dogen mit der Herrschaft über das adriatische Meer durch einen Ring, mittelst dem sich die Dogen von nun an jährlich mit dem Meere vermählten, indem sie diesen Ring von einem prächtigen Schiffe, dem Bucetaur aus hineinwarfen mit den Worten: Desponsamus te mare, in signum

 

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