S. 3
Die acht Unterbrechungen dieses Lido, die eigentlichen Flussmündungen werden
"porti" genannt; nur fünf gehören indessen eigentlich der Lagune von Venedig an. Die ansehnlichsten der Theile dieses Lido sind die Inseln:
S. Erasmo, Malamocco, Palestrina, Brondolo.Die Lagune 1) ist also von dem Lido und dem Festland in der Strecke von
Brondolo an der Mündung der
Brenta bis
Jesulo an dem
Silo und der
Piave eingefasst, dehnt sich vom 45° 10' bis 45° 3' nördlicher Breite und 29° 47' bis 30° 20' östlicher Länge von
Ferro aus und enthält bei einer Länge von 32 Meilen (60 auf den Grad) und Breite von 4 — 8 Meilen einen Flächeninhalt von 172 □ Meilen.
Die Lagune nun zerfällt nach den Graden der Ueberfluthung, denen sie unterworfen ist, in drei scharf zu unterscheidende Klassen :
1)
„barene", die zu höchst gelegenen Theile, sind nur von sehr starken Aequinoctialfluthen überschwemmt. Ihr schlammiger Thonboden ist dicht von Seepflanzen und Gräsern bedeckt.
2)
„velme", sind nur bei der Ebbe sichtbar und mögen sie nun schlammig, thonig oder sandig sein, sämmtlich von aller Vegetation entblösst.
3)
„fondi." Ihnen fehlt nie das Wasser, ihr Bett aber ist mit Meergrass bewachsen, welches oft bis an die Oberfläche emporsteigt und dann auch in den
„fondi" den Verkehr der Barken erschwert. Zu ihnen gehören nämlich auch die diesem Verkehr dienenden Kanäle.
Indem nun das Meer in der Fluthzeit in diese Kanäle steigt und sich dem Festlande zuschiebt, trifft es auf die Flüsse, welche, dadurch in ihrem raschen Laufe aufgehalten, die Schlammtheile fallen lassen und dann bei Eintritt der Ebbe, mit den Salzfluthen vereint, den
„porti" sich zu stürzen.
Durch alle diese Bewegungen würden die Richtungen der Kanäle mannichfachen Veränderungen ausgesetzt sein, wenn nicht die immerwahrenden Bemühungen der Venetianer sie offen zu erhalten gewusst hatten. Um aber alle Gefahr, die aus der geringen Tiefe der
barene und
velme für die Schiffer entstehen könne, fern zu halten, haben sie zu den Seiten der
fondi hie und da Pfähle eingerammt und dadurch
1) Das Wort
„laguna", eigentlich
lacuna, auch
lagone heisst : ein grosser seichter See, ein Sumpf, eine Untiefe.