Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 282 284

S. 283

In Tomaso Mocenigo's letzten Regierungsjahren, also um 1423 soll auch ein Gebäude für die Bibliothek S. Marco begonnen worden sein; als man jedoch den Dogenpalastbau ernstlich in Angriff nahm, blieb jener Bibliothekbau liegen, namentlich, da sanitätspolizeilich wichtigere Bauten vorlagen.
Wie bereits S. 133 erwähnt, begann man um 1420 wegen der wiederholten Rückkehr der Pest das Lazaretto vecchio zu bauen und zwar soll dies das erste Krankenhaus sein, welches diesen Namen führte; derselbe soll von der Insel stammen, auf der man es erbaute und welche Santa Maria di Nazareth hiess; sie gehörte bis dahin den Kanonici della Carità, welche für Ueberlassung dieser Insel an den Staat durch die Insel San Clemente entschädigt wurden. Da man übrigens einsah, dass wohl das schlechte Trinkwasser einen Theil der Schuld an dem : häufigen Wiederkehren der Pest haben möge, so wurden viele der öffentlichen Cisternen unter Franzesco Foscari neu gebaut und in der That findet man durch ganz Venedig zerstreut capitälartig verzierte Brunnenöffnungen im Styl jener Zeit und darunter wahrhafte Meisterstücke ornamentaler Plastik ; namentlich zeichnen sich einige durch sehr schöne Löwenköpfe und graziös-üppiges Blattwerk aus; an denen, welche auf Staatskosten errichtet wurden, ist in der Regel eine Venetia angebracht, an den aus Privatmitteln hergestellten jedoch das Familienwappen.
Viele der bis dahin hölzernen Brücken wurden in steinerne umgebaut; es sind dies diejenigen, welche Arkadengeländer mit krausblätterigen Capitälen haben, namentlich wird dies bestätigt durch Betrachtung der Brücke bei der Kirche Frari, deren die Chronisten als um 1425 von Marmor gebaut erwähnen. Ferner erwähnt Sabellico, dass ein Jahr nach dem Regierungsantritt Foscari's der Portico von Rialto auf Kosten eines Scipione Bono neu erbaut worden sei, aber wenig Dauer gehabt habe und deshalb von ihm nochmals gemacht worden sei. Da nun Symeoni erzählt, dass bei Gelegenheit des Besuches der Prinzessin von Aragonien, Gemahlin des Lionello da Este 1442 durch den Zudrang des Volkes die Rialtobrücke eingestürzt sei, wobei 20 Menschen ertrunken und viele andere beschädigt seien, so kommen wir auf die Vermuthung, dass diese Holzbrücke identisch mit dem Portico des Sabellico ist, d. h. dass bereits diese Holzbrücke mit Kaufhallen überbaut war, gleich der jetzigen steinernen.
Theils um bequemere und sichrere Passagen zu schaffen, theils zur Hebung des Gesundheitszustandes wurden viele Kanäle durch Trockenlegung in Strassen verwandelt und, so wie viele der alten Strassen gepflastert. Auch scheint in jener Zeit die Strassenbeleuchtung eingeführt s worden zu sein, deren Ursprung eine Sage folgendermaassen angibt:

 

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