Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 132 134

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vermachte; die Kirche ist in gothischem Stil erbaut. Auf dem Fussboden der Capelle des Titelheiligen sieht man an der Altarbrüstung das Bildniss des Alessandro Borromeo und seines Bruders Grafen von Valtano auf einem Grabmal mit gothischer Inschrift; der Fussboden der Sacristei ist aus blauem und weissem Schmelz gearbeitet, mit Linienverschlingungen und Adlern, auf Kosten des Giustinianischen Geschlechts gefertigt und daher Giustinianische Adler genannt.
1422 wurde das Evangelium, geschrieben von der Hand des heiligen Marcus (?), welches bis dahin in einem Benedictinerinnenkloster in Aquileja sieh befunden hatte, in die Marcuskirche gebracht.
Unter Mocenigos Nachfolger Francesco Foscari verheerte gleich im ersten Jahre seiner Regierung 1423 die Pest abermals Venedig. Durch die wiederholte Rückkehr dieser Krankheit sah man sich endlich veranlasst, ein Lazareth zu bauen ; es ist das Lazzaretto vecchio auf der Insel San Lazaro. 1423—29 war die Republik in Kampf mit dem Sultan Amurat verwickelt. 1426 begann Venedig einen Kampf mit dem Herzog Visconti von Mailand, dessen verstossener Günstling Francesco Bussone-Carmagnola die venetianischen Truppen commandirte. In diesem Kampfe zeigten die venetianischen Techniker ihre Fertigkeit in Befestigungsarbeiten verschiedentlich auf glänzende Weise.
Am 28. Juni 1426 liess der Herzog von Mailand versuchen, das Arsenal in Venedig in Brand zu stecken.
Die Venezianer eroberten unter andern das ganze Gebiet von Brescia und Bergamo.
1428 kehrte Carmagnola sieggekrönt nach Venedig zurück und erhielt von dem Staat einen Palast zum Geschenk.
Während dessen hatten aber die Türken im Orient rasende Fortschritte gemacht, und bei dem erneuten Kampf gegen Mailand zog sich Carmagnola durch Nachlässigkeit und Langsamkeit der Operationen den Unwillen seiner Regierung zu, die ihn am 5. Mai 1432 zwischen den zwei Säulen auf der Piazzetta enthaupten liess. Sein Nachfolger Sforza errang für Venedig grosse "Vortheile Mailand gegenüber, aber die Venetianer sahen sich im Orient durch die Feindseligkeiten des Sultans von Aegypten abermals bedeutend geschmälert.
Nach des Herzogs von Mailand Tode wüthete der Krieg zwischen Sforza, der sich zum Herrn von Mailand machen wollte, und Venedig mit wechselndem Glücke; im März 1450 hielt Sforza als Herzog seinen Einzug in Mailand; endlich im Jahre 1454 kam es zum Frieden, der nicht ungünstig für die Venetianer war; in demselben Jahre schlossen sie einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit dem Sultan, der das Jahr vorher Constantinopel erobert hatte.

 

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