Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 25 27

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Als die Ueberbringer der Reliquien den 21. Jan. 829 bei Venedig landeten, war die ganze Stadt in freudiger Aufregung. Man fand in der Gegenwart des Heiligen eine Bürgschaft für den ewigen Glanz der Republik, namentlich da der heilige Marcus geahnt haben sollte, dass seine Gebeine auf diesen Inseln ruhen würden.
830 starb Giustiniano und ordnete im Testament an, dass dem Heiligen ein Dom erbaut werden solle. Doch wurde dies Werk durch immer einander jagende innere Zwistigkeiten verzögert, bis endlich 864 Orso Partecipazio, der Enkel Angelos, des Vaterlandsretters, den Thron bestieg und nun, dem Willen Justinians gemäss, nach Einigen mit gänzlicher Beseitigung, nach Andren mit Benutzung und Hinzuziehung der alten 553 erbauten Kirche des h. Theodor, die erste Marcuskirche mit einem damals unerhörten Luxus an Marmorsäulen etc. erbaute, die Justinian mit aus Sicilien gebracht hatte. Unter Orsos 17jähriger gesegneter Regierung belagerten die Sarazenen Grado, wurden aber von Orsos Sohn, Giovanni, zurückgeschlagen.
Aus dieser Zeit nun haben wir Nachrichten von Bauten in Torcello.
Rustico baute in Torcello, grade hinter der Kathedrale, ausserhalb des Kirchhofs eine Kirche S. Marco, wie aus älteren Chroniken und aus dem Werke von Corner erhellt. Von dieser Kirche ist nichts mehr erhalten, wenn man nicht etwa einen kleinen kegelförmigen Hügel oder vielmehr bewachsenen Haufen, der an der beschriebenen Stelle aus den Wellen sich erhebt, für die Ruine dieses Baues gelten lassen will, dessen Grundmauern vielleicht in dem Schlamme verborgen liegen, den die Lagunen über die Trottoirs, Quais und Futtermauern dieser alten Stadt gezogen haben.
Dasselbe Schicksal hat endlich auch die Kirche S. Andrea getroffen, nachdem sie. bis gegen den Anfang des 14. Jahrhunderts mühselig vor dem Einsturz bewahrt worden war. Sie war erbaut zum Andenken an das Oratorium S. Eliodoro von Altinum und enthielt sechs kostbare Säulen, welche oftmals den Neid und die Raublust der sie Sehenden erweckten.
Um diese Zeit nun, 864, liessen die Söhne eines Patrizier Marino den Dom von Torcello wieder herstellen.
Selbst wenn Torcello nicht von den Einfällen der Barbaren wäre getroffen worden, dürften wir uns über die Nothwendigkeit einer Reparatur, schon 223 Jahre nach der Errichtung der Kirche nicht so sehr wundern.
Der Baugrund war sehr schlecht, der Mangel an Material sehr fühlbar, die Aufbauung sehr eilig und dabei der Stand der Technik sehr niedrig. Auch sehen wir an den im 7. Jahrhundert in Rom errichteten

 

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