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den können; aber die Entwicklung derselben wurde gewaltsam zerstört durch die Kämpfe des Belisar und Narses gegen die Gothen unter dem heldenmüthigen Totila, der von 541 bis zu seinem Tode 552 jenen den Sieg streitig machte, während dieser Zeit zweimal Rom einnahm und stets sogleich für Wiederherstellung der beschädigten Gebäude sorgte, überhaupt so mild verfuhr, dass sein Zeitgenosse
Anastasius sein Verhältniss zu den Römern mit dem eines Vaters zu seinen Kindern verglich. Vor Besinn dieses Kriegs waren die Veneter noch ganz den Gothen zugethan, wie aus einem Schreiben des Cassiodor an die Veneter hervorgeht (vom Jahr 538) worin es unter Anderem heisst:
„Cassiodorus, Senator und Präfect, den Seetribunen : Es ist in Istrien in Ueberfluss Wein und Oel gewonnen worden; es sind Befehle gegeben, dass Sendungen davon nach Ravenna gemacht werden. Da ihr nun zahlreiche Schiffe in der Nähe jenes Landes habt, so setzt euch rasch in den Stand, das, was euch die Istrier zu liefern bereit sind, herüberzuschaffen. Ihr habt beide gleichen Antheil an dieser Besorgung, weil sie ohne eure gegenseitige Mitwirkung nicht ausgeführt werden kann, beeilt euch also, diese kurze Ueberfahrt zu machen, ihr, die ihr an so grosse Fahrten gewöhnt seid. Es ist ja, möchte man sagen, so gut, als bliebet ihr zu Hause, das Meer ist eure Heimath. Ihr seid mit feinen Gefahren vertraut, verschliesst euch die Gewalt der Winde das Meer, so befahrt ihr die
Küsten und Mündungen der Flüsse, gebricht es euch an Wind, so ziehen eure Schiffer die Fahrzeuge; in der Ferne würde man glauben, sie gleiteten über Wiesen. Auf diesem Boden, welcher von Kanälen durchschnitten und bald von den Wellen entblösst, bald davon überdeckt wird, habt ihr gleich Wasservögeln eure Wohnungen aufgebaut; im Meer zerstreute Erdflächen mit einander verbunden und den Fluthen Dämme entgegengesetzt, dass man glaubt, inmitten der