Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 20 22

S. 21

Cycladen zu sein. Ich muss euch sagen, dass ich immer mit Vergnügen an die Beschaffenheit eurer Wohnungen und an die einfache und leichte Weise zurückdenke, wie ihr lebt."
„Der Fischfang reicht hin zu eurer Unterhaltung; bei euch ist der Arme, wie der Reiche — ebensogleich sind eure Häuser, kein Unterschied der Stände, kein Groll unter euern Bürgern. Diese Gleichheit schützt sie vor Lastern. Eure Salinen vertreten die Stelle der Fluren, sie sind die Quellen eurer Reichthümer und so zu sagen eine essbare (victualis) Münze. Durch euern Gewerbfleiss erlangt ihr alle Arten von Gütern."
„Haltet eure Fahrzeuge, die ihr gleich den Pferden an die Thüren eurer Häuser anbindet, bereit, damit ihr abfahren könnt, sobald euch Laurentius, mein
Abgesandter, davon Nachricht gegeben haben wird."
Dieser Brief zeigt uns einerseits den damaligen Zustand der Ansiedelung, und darin viele Spuren noch jetzt bestehender Einrichtungen, andrerseits lässt er auf ein zwar nicht ganz abhängiges, aber doch zu Diensten erbötiges Verhalten Venetias den Gothen gegenüber schliessen, und gibt in so fern unsrer Meinung noch eine Stütze mehr, dass die Bauart Venetias zu damaliger Zeit wohl nicht unähnlich derjenigen Ravennas gewesen sei.
Aber bald riss sich Seevenetia von den Gothen los und nur Landvenetia blieb ihnen treu. 553 setzten die Veneter den Narses von Aglar
(Aquileja) nach Ravenna über. Während seines Aufenthaltes auf Rialto erhielt er eine Botschaft vom Senat von Patavium, worin sich dieser über die Widerspenstigkeit von Rialto beklagte. Schlecht gewählt war dieser Moment für solche Beschwerden; Narses, durch die Dienstwilligkeit der Veneter für diese eingenommen, musste ihre Selbstständigkeit bestätigen und obgleich uns kein Beleg dieser Bestätigung geblieben, so können wir doch von nun an Venedig als selbstständig ansehen.
Justinian der Grosse, der nun einzelne Prachtbauten auch in Italien aufführen liess, [darunter sollen auch die Kirche S. Teodoro Martirio und S. Meneo e Geminiano in Venedig gehört haben, die er als Zeichen seiner Erkenntlichkeit habe bauen lassen], beorderte dazu griechische Künstler. Dadurch gewann der Stil in Italien vorwiegenden Einfluss

 

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