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weitem nicht jene Aengstlichkeit und Unbeholfenheit, jenes todte Nachahmen, wie die Werke der Zeit Constantins.
Schon verschwand der dem Bogen so heterogene Architrav und an
seine Stelle trat als vermittelndes Glied zwischen Träger und Last ein Würfel, der gemeiniglich mit einem Kreuz oder Monogramme verziert wurde; die alten Capitäle wurden nicht mehr so bunt durcheinander angewendet, wie in den vorhergehenden Jahrhunderten, sondern zu gleichen Zwecken, namentlich da, wo eine Vergleichung leicht möglich war, wendete man gleichartig geformte an und wo solche fehlten, ersetzte man sie lieber durch roh zugehauene Würfel von ähnlicher Hauptform, so dass wenigstens der Totaleindruck ein harmonischer war, ein Beweis, dass die Gothen Gefühl für den Grundzug aller Schönheit für die Harmonie hatten, obgleich ihnen meistens die Fertigkeit abging, die fehlenden Details in gleicher Feinheit auszuarbeiten, wie sie die von ihnen öfters verwendeten Antiken in der Regel auszeichnete; die Beispiele von fein durchgearbeiteten Details aus dieser Zeit sind daher sehr selten.
Ausser den hier dargestellten Figg. 10—14, von denen Fig. 13 aus Treviso, und Fig. 14 aus
S. Stephano in Bologna, vom Jahre 530 n. Chr. sind, mögen die oben gegebenen, zum Palast des Theodorich gehörigen Details zum Zeugniss dienen, wie die Gothen bemüht waren, auch in Nebenformen, wie Säulenbasen, Consolen etc. den neu geschaffenen Charakterzug ihrer Bauweise, die Bogenconstruction und das dadurch bedingte Aufstreben und Insichzusammenziehen der Kräfte sehen zulassen; wie sie aber noch nicht vollständig sich ihres Wollens bewusst und noch nicht Herren ihres Stoffes waren.
Wäre die Reihe dieser gothischen Herrscher länger gewesen, so hätte sich die abendländisch christliche Bauweise ruhig aus- und fortbil-