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Sarkophagen entnommen sind, auf denen diese Stellung bekanntlich sehr oft vorkommt; sie mögen vielleicht alle oder wenigstens zum Theil byzantinische Arbeit sein, wenigstens lässt darauf die Technik derselben schliessen. Jetzt gelten sie für betende Madonnenbilder, das schönste derselben befindet sich in der Capelle Zeno eingemauert. Sie können aber ebenso gut italienische Arbeiten, unter byzantinischem Einfluss entstanden, sein. Aus den Inschriften darf man nicht allemal auf die Arbeitsstätte schliessen, so befindet sich z. B. an der Kirche S. Polo in Venedig ein Relief ganz ähnlicher Arbeit eingemauert, welches eine griechische Inschrift trägt und doch bei näherer Besichtigung sich als lateinische Arbeit und zwar aus dem 11. oder 12. Jahrhundert erweist. Ferner ist an der linken Umfassungsmauer von S. Marco ein Relief befindlich, welches Christus mit Maria und Johannes zu seinen Seiten darstellt; auf diesem Relief sind die Namen der drei Dargestellten ebenfalls griechisch eingeschrieben; hier lässt die Arbeit allerdings Zweifel übrig, ob man eine griechische Arbeit oder eine italienische nach griechischem Muster vor sich hat. Einzelnes an den Figuren deutet allerdings auf die naturgemässe Darstellungsweise der Lateiner, während anderes z. B. die ziemlich steifen Bewegungen und der sehr regelmässige Faltenwurf auf die schematisirte byzantinische Behandlungsweise, die glatte Bearbeitung auf die geübteren Meissel der Byzantiner hindeutet.