Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 57 59

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zu können, doch saheinen einige davon gleich den theils marmornen theils granitnen Säulenschäften antiken Gebäuden entnommen zu sein, andere diesen alten grob und roh nachgeahmt.
Die Bogen sind sämmtlich überhöhte Rundbogen und zwar die obern mit bedeutend längern Schenkeln, als die untern. Zwischen den untern Bogen des linken Seitenbaues sind noch Scheiben. mit Thiergestalten erhalten, die dargestellten Gegenstände aber nicht mehr zu erkennen. Diese Scheiben sowie die Bogen sind mit einem glatten Streifen umgeben, der also eine Art einfache und schmale Archivolte bildet und durch den venetianischen Doppelzahnschnitt, auf den wir weiter unten zurückkommen werden, von der Mauerfläche getrennt, nach den Bogenlichten zu aber blos mit einem Rundstäbchen eingefasst ist, während die obern und untern Bogen des Mittelbaues blos dieses Rundstäbchen an der Kante der glatt rechtwinklich hintergehenden Bogenleibung, nicht aber jene Archivolte haben.
Die Brüstung der obern Mittelhalle bildet eine Wiederholung der Arcaden en miniature.
Der Mittelbau, der noch in seiner ganzen Höhe erhalten zu sein scheint, ist durch Zinnen abgeschlossen, diese sind eigenthümlich gebildet; auf dem verhältnissmässig sehr schwachen Hauptsimse erheben sich abwechselnd grössere und kleinere Rundbogenöffnungen, über den kleineren stehen halbkreisförmige, über den grösseren spitze Giebel, die also zusammen eine Art Zickzack bilden und sehr an die arabischen Zinnen erinnern, wie sie an Bauten in Afrika und Spanien erhalten sind.
Ueber die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes sowie über seine Erbauungszeit fehlen bestimmte Nachrichten. Man weiss nur, dass es im spätern Mittelalter Eigenthum der Herzöge von Ferrara war, von welchen es 1621 die Republik kaufte, um es zu einem Absteigequartier für die Venedig häufig und zahlreich besuchenden türkischen Kaufleute herrichten zu lassen; daher der Name.
Später ganz verfallen, wurde es1) ums Jahr 1843 von dem Architekten Anton Petich, Erbauer der Lagunenbrücke, angekauft, aber so verfallen gefunden, dass er es niederreissen wollte; der Stadtrath aber, von dem Wunsche beseelt, das interessante Gebäude zu erhalten, hat nach Verhandlungen mit dem genannten Käufer am 31. Juli 1843 beschlossen, demselben bis zur Vollendung der Restauration einen jährlichen Zuschuss von 2000 Lire zu bewilligen, die Bestimmung des Gebäudes ist noch unbekannt.
Unweit der Kirche San Moise stand noch vor Kurzem ein Haus, aus derselben Zeit stammend, wie der Fondaco dei Turchi. Der Zeichner
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1) So erzählt wenigstens Sagredo in seinen Notizie sugli ammiglioramenti di Venezia.

 

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