Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 56 58

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die oben Seite 25 angeführte Stelle des Cron. Alt., indem sie vielleicht bei der ursprünglichen Anlage unter dem Fussboden nach dem Baptisterium hingeleitet war, was allerdings nachtheilig für die Festigkeit des Baues werden konnte. Vielleicht sind auch die späteren Formen dieser Crypta die Ursache, warum Viele die ganze Kirche für im Jahre 1008 erbaut gehalten haben, indem sie es nicht für möglich hielten, dass die Crypta später als die Kirche gebaut sei.
Von dem 976 zum Theil abgebrannten, sogleich wieder aufgebauten und von Petro Orseolo II. verschönerten Dogenpalast ist leider gar nichts mehr erhalten, was um so mehr zu bedauern ist, da er jedenfalls
das prächtigste Bauwerk dieser Zeit gewesen sein muss, nach der Beschreibung der Chronisten zu urtheilen, die sich in dem Lobe seines Gold-, Silber- und Marmorschmucks ergehen, namentlich bei dem Besuch Kaiser Otto's III., von dessen damaligen Aufnahmsort, dem Kloster S. Servolo auch nichts mehr aus damaliger Zeit erhalten ist, als höchstens die nicht sichtbaren Substructionen.
Das älteste noch aufrecht stehende ausserkirchliche Gebäude Venedigs dürfte wohl der Fondaco dei Turchi sein. Zwar steht auch von diesem einst so umfangreichen Gebäude nichts mehr als der dem grossen Kanal zugewendete Flügel, aber an ihm ist uns jedenfalls die Hauptfaçade des ganzen Baues erhalten.
Die Anordnung dieser Façade ist die schon oben S. 37 beschriebene für die Paläste Venedigs stereotype Eintheilung in einen Mittelbau, aus Ar-caden und zwei Seitentheile, aus Fenstern und Pfeilern bestehend. Die Säulen der den Mittelbau bildenden Halle sind im Parterre ziemlich 1 1/2 mal grösser als im obern Geschoss und stehen auch weiter von einander, so dass die obere Arcade des Mittelbaues 22, die untere 11 Bogenöffnungen zählt. Die Seitenbaue, welche als Unterbaue zu thurmartigen Erhöhungen gedient zu haben scheinen, haben unten 3, oben 4 Bogenöffnungen, welche nicht, wie die des Mittelbaues, durch Säulen, sondern durch breite Pfeiler mit kleinen Ecksäulchen gestützt werden, deren Kapitäle an das Seite 21, Fig. 13 abgebildete erinnern, aber etwas schmäler und zarter sind. Die Kapitäle der freistehenden Säulen des Mittelbaues sind zu sehr verwittert, um etwas Genaues über ihre Formgebung sagen

 

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