Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 252 254

S. 253

Wie bereits erwähnt, (S. 194 unter 3) war der Bau am Dogenpalast 1355 eingestellt und derjenige, der seine Fortsetzung vorschlagen würde, mit Geldstrafe bedroht worden. Inzwischen mochten die älteren Säle baufällig geworden sein, auch contrastirte jedenfalls die neue ganz geradlinige Arkade unangenehm mit den obern alten und mannichfach gruppirten Theilen. Noch aber wagte keiner der Senatoren gegen jenes Gesetz aufzutreten, da endlich machte der Doge Thomas Mocenigo, indem er jene Geldstrafe bezahlte, den Vorschlag, die Façaden des alten Palastes zu erneuern (refare) und infolge dessen wurde am 20. Sept. 1422 der Beschluss gefasst, besagten Palast neu anzufangen. Leider aber sollte der würdige und friedliebende Doge die Freude nicht haben, seinen Vorschlag befolgt zu sehen, denn erst nach seinem Tode, am 27. März 1424 begann man den alten Palast abzutragen, um ihn von neuem wieder zu machen. Die „Signori del Sal" hatten die betreffenden Ausgaben zu besorgen. Die Worte des betreffenden Decrets lauten: „Palatium nostrum fabricetur et fiat in forma decora et convenienti."
Doch mag der erste Beschluss sich immer noch nicht auf das ganze Gebäude erstreckt haben; man hat aber vielleicht während des Niederreissens noch mehr Baufälligkeiten entdeckt, denn es folgt unter dem 20. April, wo doch jedenfalls noch am Niederreissen gearbeitet ward, ein Beschluss, abzubrechen, was noch vom alten Palast übrig wäre etc. Bald darauf wurde der Neubau in Angriff genommen. Nun hat man zwar keine sichern Nachrichten darüber, wer mit dem Entwürfe zu diesem Neubau beauftragt worden ist, aber am 10. November 1438 kamen die Magistrati del Sal mit Zuane (Giovanni) Born, Steinmetz von der Contrada di S. Marzilian und seinem Sohn Bartolomeo dahin überein, dass letztere für den Preis von 1700 Ducati die grosse Pforte unterhalb des Palastes zur Seite der Kirche S. Marco ausführen sollten, wobei diese Pforte so genau beschrieben ist, dass aller Zweifel abgeschnitten wird, welche es sei: es ist die Porta della Carta; am 9. Januar 1439 ward ihre Aufstellung begonnen; bei der betreffenden Nachricht ist Bartolomeo der Steinmetz v. S. Maria dell'Orto genannt. Für die Vollendung scheint anfangs eine zu kurze Frist gestellt und von den Künstlern nicht eingehalten worden zu sein; die Magistratspersonen sahen sich gedrungen, dieselben zur Eile anzuspornen und Vater und Sohn rnussten im Jahr 1442 einen noch vorhandenen Zettel unterschreiben, worin sie sich anheischig machten, die noch übrigen Figuren an den Reliefs der Pforte binnen einem Jahr zu vollenden, so dass man die Beendigung der Arbeiten an dieser Thür in das Jahr 1443 setzen kann. Damit war aber der Palast immer noch nicht fertig. Ein Document aus dem Jahr 1463 weist nach, dass Bartolomeo u. Pantaleone Bon vor

 

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