Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 223 225

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neueste, zum Theil sehr unglückliche Restauration, kommen wir bald zurück.
ad 3) Palazzo Cavalli, beim Tragitto di S. Vitale. Der Portego dieses Palastes ist unter allen denen, welche sich kreuzende Rundbogen mit einer Reihe voller Kreise darüber tragen, bei weitem der eleganteste in Bezug auf seine Verhältnisse, leider aber durch einen Renaissancebalkon mit Doggengeländer verunstaltet, auch neuerdiugs mit fast etwas zu grosser Sparsamkeit restaurirt (er gehört jetzt dem Herzog von Bordeaux). Er hat fünf Theile; da nun die vollen Kreise mit ihren durchbrochenen Vierblättern auf den Scheiteln der Halbkreise, also über den Säulen sitzen, so endigt die Reihe rechts und links mit Halbkreisen gerade wie bei denen ad 1.) Jedenfalls ist dies nicht schön und zeugt davon, dass man immer noch nicht ganz heimisch in dieser Decorationsweise war, noch immer dabei eine Erinnerung an die alten Scheiben behielt, welche auch über den Säulen sassen.
Palazzo Pisani Moretta, den wir schon S. 221 erwähnten, hat im Obergeschoss ein Pergolo, gleich dem dort erwähnten untern aus sechs Theilen bestehend ; die durch die Kreuzung der Halbkreise entstehenden Spitzbogen haben gar keine Nasen; die ganzen Kreise mit Vierblättern sitzen über den Scheiteln der Spitzbogen, also zwischen denen der Halbkreise; dadurch wird das Maasswerk im Ganzen etwas niedriger. Da nun die Säulen genau so hoch sind, wie die Kämpferpfeiler der nebenstehenden, dem Anschein nach etwas ältern Fenster, so ist das ganze Verhältniss des Pergolo etwas ausser Gleichgewicht gekommen, das Maasswerk erscheint zu leicht für seine Stützen. Das Vorderglied desselben ist auch hier ein Rundstab, doch ist die daneben sich anschliessende eingehende Hohlkehle schon bedeutender, als an den bisher betrachteten, wodurch das ganze Aussehen der Gliederung reiner wird; das Geländer steht, wie beim Dogenpalast, unmotivirt zwischen den Säulen und ist ziemlich niedrig; die Glieder der Säulenfüsse setzen sich als Fussglied des Geländers fort; leider hat diese schöne Façade in der Renaissancezeit viel leiden müssen, so dass man in Bezug auf den Hauptsims etc. nicht sagen kann, wie wohl der ursprüngliche Zustand gewesen sein mag.
Eines der interessantesten Denkmäler dieser Periode ist der Palast Doná-Giovanelli bei S. Fosca im Sestiere Canareggio, ein sehr grosses, von drei Seiten (darunter eine Landseite) frei stehendes Gebäude, welches auf Geheiss der jetzigen Besitzer, der Grafen Giovanelli, im Jahr 1847 von Giov. Battista Menudo restaurirt wurde, um die Archäologenversammlung darin zu empfangen. Die Grafen Giovanelli behaupten, der Entwurf zu diesem Palast sei von Calendario gemacht; wir können

 

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