S. 195
auch hier so gemacht haben? Für diese Vermuthung spricht noch die auffallende Verschiedenheit in Behandlungsweise und Stylform der kleinen Rosetten und anderer weniger feiner Ornamente mit den Capitälen selbst, welche zeigt, dass ein ziemlich langer Zeitraum zwischen dem eigentlichen Bau und dem Ausarbeiten der letztern liegen muss.
Dann wird noch gesagt, die Colonnaden müssten schon deshalb gleichzeitig mit den übrigen Theilen des Gebäudes sein, weil auf die innern Mauern bei der Behandlung derselben Rücksicht genommen sei; diese Mauern treffen bei der 7. Säule auf der Piazzetta (von der Ecke bei den Säulen Barattieri's herein gezählt) und bei der 6. und zwischen der 13. und 14. an der Riva hin an die Aussenwände an und die betreffenden untern Säulen sind stärker als die übrigen, die oben durch angesetzte Pilaster verstärkt und die Kreise über ihnen nicht gleich den übrigen mit durchbrochenen Vierblättern, sondern mit Reliefplatten ausgefüllt, um ein Widerlager für die, jene (blos im Obergeschoss durchgehenden) Mauern stützenden Bogen zu gewinnen; aber warum soll das gerade ein Grund für Annahme gleichzeitiger Erbauung jener Bogenhallen und dieser Mauern sein; die Stärke der untern Säulen variirt überhaupt sehr; ausser den oben erwähnten und den Ecksäulen sind auch noch z. B. die 2. nach der Piazzetta zu, die 4. und 8. nach der Riva zu, bedeutend stärker als die übrigen und auch letztere sind nicht genau gleich stark. Ferner zeigen die an die Säulen sich anlegenden Bogen, namentlich die obern, deutliche Spuren, dass man mit ihnen eine Veränderung vorgenommen hat, die Glieder passen nicht genau, die Gurtsimse haben sich namentlich nach der Piazzetta zu gerade an dieser Stelle bedeutend gedrückt, die Anker, welche die Bogen nach dem Gebäude herein unterziehen, sind nicht gleich denen an den Façaden hinlaufenden, gleichzeitig mit dem Bau, sondern augenscheinlich später eingezogen. Und dann: ist es denn anzunehmen, dass ein Mann, der solchen Bau zu entwerfen und zu leiten im Stande war, so unorganisch gebaut habe, eine Zwischenwand auf eine Bogenweite treffen zu lassen, so dass gerade die wegen dieser Zwischenwand verstärkte Säule des obern Umgangs auf dem Scheitel eines Bogens steht? Und dies ist bei dem Bogen zwischen der 13. und 14. Säule auf der Riva der Fall, welcher auch hat vermauert werden müssen. Wir vermuthen daher, dass man bei dem spätern Bau von 1424 die obern Säulen herausgenommen und durch Halbsäulen mit Pilastern ersezt hat, um der erwähnten Mauer die fehlende Stütze zu verleihen.
Jedenfalls fehlen noch Daten über dieses Alles und bis zu genauer Constatirung desselben können wir eben nur Ansichten aussprechen, keine Behauptungen aufstellen, wenn wir auch auf die eben angeführten