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Vorbildern jener Schule zu nähern, obgleich die Meiselführung sich mit der jener Werke durchaus noch nicht messen kann.
Das Grabmal des unglücklichen
Marino Faller bietet in künstlerischer Hinsicht kein Interesse, es zeugt nur dafür, dass die Despoten Venedigs bedacht waren, selbst über den letzten Athemzug hinaus jeden Angriff auf ihre usurpirten Vorrechte streng zu ahnden und dadurch auf lange Zeit hinaus Jedem die Lust zu ähnlichen Angriffen zu benehmen ; ausserdem dient es zum Beweis, dass die Capelle
della Pace älter ist als man nach ihrer Architectur vermuthen sollte.
1360 erhielt
Giovanni Delfin und 1361
Pietro Cornaro Denkmäler in
S. Giovanni e Paolo: einfache Sarkophage ohne figürlichen Schmuck und ohne künstlerische Behandlung.
1364 widmete
Donna Verde della Scala einen Altar in die Kirche
aï Servi, welcher aber 1528 in die Kirche
S. Giovanni e Paolo übergetragen und neu verziert wurde, so dass erst später von ihm die Rede sein kann.
Das Grabmal des Paul
Loredan in
S. Giovanni e Paolo vom Jahr 1365 ist ziemlich einfach; ein Sarkophag, auf Consolen ziemlich hoch an der Mauer angebracht, zeigt auf seiner Vorderseite in der Mitte einen heiligen Paulus und an der Ecke zwei betende Engel; damit man trotz der hohen Stellung des Sarkophags die liegende Porträtfigur auf dem Deckel gut sehen könne, ist dieser Deckel nach vorn abwärts geneigt. Diese Anordnung scheint Beifall gefunden zu haben und kehrt häufig wieder, sogar bei tieferstehenden Denkmälern, wo sie eigentlich nicht nöthig gewesen wäre und wo man für eine solche widersinnige und die ganze Gestaltung des, Sarkophags verschiebende Behandlungsweise eigentlich keinen haltbaren Grund sieht, denn der einzige Vortheil, den sie dann bietet, ist, dass man den Todten halb
en face sieht, was auch durch eine kleine der Figur gegebene Wendung hätte erreicht werden können, wie wir das in sehr schöner Weise an einem Grabmal in
Sa Croce in Florenz erreicht gefunden haben.
Im Jahr 1367 begonnen ist eins der schönsten Grabdenkmäler in der Kirche
S. Giovanni e Paolo, namentlich ausgezeichnet durch seine reiche und doch durchaus klare, nicht gehäufte Anordnung, sowie durch die durchaus stylvolle Behandlung der Figuren, indem es zugleich die Reihe der eben betrachteten Grabdenkmäler insofern abschliesst, als es das letzte ist, dessen Styl als rein mittelalterlich betrachtet werden kann. Wie in ganz Italien so kam auch in Venedig der gothische Styl in der vollendeten Reinheit mit Ausscheidung aller fremdartigen Elemente, welche er im Norden erreichte, nie zur Geltung, konnte auch nie zur Geltung kommen, denn Clima, Volkscharakter, Lebensweise,