Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 153 155

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sehen, über der Bogenreihe ist ein glatter Friess, darüber ein durch schief gestellte Ziegel erzeugter Zahnschnitt und eine Hohlkehlenplatte. Der darauf stehende vierseitige Pavillon ist ein wenig höher als breit, und seine Seiten enthalten keine Doppelfenster, sondern je eine breite, mit kaum merklich zugespitztem Bogen überdeckte Oeffnung, durch die man in ein Kreuzgewölbe blickt; die Archivolte hat eine flache Hohlkehle und den bekannten Doppelzahnschnitt als Einfassung, und ruht auf einem ähnlich profilirten Kämpfergesims; über ihr steht ein Bogenfriess, bestehend aus fünf sehr stumpfen Spitzbogen ohne Nasen; dann folgt ein glatter Friess, bedeckt durch eine weit vorspringende Dachziegelschicht. Auf diesem Pavillon ruht ein zweiter, achteckiger; jede Seite trägt eine Rundbogenblende, über der sich ein ganz byzantinischer Ornamentenfriess herumzieht; darüber kommt ein aus Mauerziegeln construirter Hauptsims von ziemlich bedeutender, aber noch nicht kühner Ausladung.
Sehr interessant ist eine kleine freistehende Hofpforte auf dem Campiello di S. Luca, am Fuss dieses Glockenthurms, welche wahrscheinlich gleichzeitig mit demselben ist. Ueber dem gleich den Gewänden ganz glatten, blos mit dem doppelten Zahnschnitt eingefassten scheitrechten Sturz liegt ein Rundbogen mit ausgemauertem Schilde, der einen sehr spitzen Giebel trägt; auf der einen Seite nach dem Platz zu steht im Schild ein Wappen, im Giebel ein Spitzbogen und darüber eine Scheibe, alles Dreies glatt und mit dem Doppelzahnschnitt eingefasst, auf der andern Seite hat der Doppelzahnschnitt der Archivolte eine sehr spitze, schmale Schneppe, im Bogenschild sitzt eine Scheibe mit dem schon oben mehrfach erwähnten geflügelten Löwen, der ein Lamm erwürgt; im Giebelfeld eine etwas kleinere mit zwei Vögeln; diese Reliefscheiben sind jedenfalls älter, s. ob. S. 63; sie sind auch nicht das Interessanteste an diesem Portal, dies sind vielmehr die unsers Erachtens hier zuerst in solcher Ausdehnung verwendeten Formziegel ; die theils schräg, theils im Zickzack gelegten Schichten des Bogenschilds und des Giebels nämlich bestehen abwechselnd aus glatten und aus Formziegeln, welche Letzteren, als Binder verwendet, auf der nach aussen gekehrten, etwa 2 Zoll ins □ messenden Seite theils ein Dreieck, theils ein über Eck stehendes Quadrat, eine Raute, einen Kreis etc. zeigen, so zwar, dass die Figuren bündig mit den glatten Steinen, der Grund vertieft steht; die Arbeit ist äusserst accurat. Das Ganze sieht aus, als wenn damit nur hätte eine Probe zur Verwendung solcher Steine in grösserem Massstab gemacht werden sollen, und wir werden bald sehen, dass diese Verwendung nicht lange auf sich warten liess.
Um diese Zeit ging auch der Campanile von S. Marco seiner

 

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