San Giobbe

 

Beschreibung

Die Gründung der Kirche geht auf das Jahr 1389 zurück, als der Patrizier Giovanni (Zuanne) Contarini in einem von Gärten und einfachen Häusern geprägten Gebiet westlich des Canale di Cannaregio ein Hospiz und eine Kapelle für San Giobbe (Hiob) stiftete. Nach Zuane Contarinis Tod vertraute seine Tochter Laura im Jahre 1428 das Ospizio den Minoriten an. 1443 erholte sich Bernhard von Siena in San Giobbe von einer Krankheit und traf dabei auch den Patrizier und späteren Dogen Cristoforo Moro (1390-1471). Die Begegnung übte offenbar eine große Wirkung auf Moro aus, denn ab 1450, dem Jahr der Heiligsprechung Bernhard von Sienas, wurde durch eine Spende Moros mit einem Neubau nach Entwurf von Antonio Gambello begonnen. Auch wurde auf seine Initiative der Altar auf den Hl. Bernhard umgeweiht. Von dem Bau Gambellos haben sich Teile des Chors erhalten. Westlich der Kirche schließt ein Kreuzgang an. 1464 wurde ein Campanile errichtet. Um 1474 wurde mit Geldern, die durch das Testament von Moro zur Verfügung gestellt wurden, auch das Presbyterium neu errichtet. 1493 wurde die Kirche geweiht.
Kirche und Kloster sind auf der Jacopo de'Barbari zugeschriebenen Stadtansicht (um 1500) eindeutig zu identifizieren; die heutige einfache Fassade mit vier Lisenen und Dreiecksgiebel ist allerdings aus späterer Zeit, besitzt aber noch das von Pietro Lombardo und Gehilfen geschaffene Portal mit Statuen des Hl. Bernhard, des Hl. Ludwig von Toulouse (Alvise) und des Hl. Antonius von Padua. An der westlichen Seite zum Kreuzgang haben sich zwei schmale zweibahnige Maßwerkfenster erhalten.
Die Pfeiler und Pilaster, welche als Triumphbogen Presbyterium und Chor von San Giobbe rahmen, werden Pietro und Tullio Lombardo zugeschrieben und in das letzte Jahrzehnt des 15. Jh. datiert. Links Statuen des Erzengels Gabriel, rechts eine Statue der Annunciata. Im Bogenlauf sind Propheten des Alten Testaments dargestellt, unterhalb des Schlußsteins befindet sich folgerichtig ein Gotteslamm. In den Zwickeln des Bogens befinden sich zwei große Wappen der Moro. Cristoforo Moro selbst ist in einem Bodengrab im Presbyterium beigesetzt.
Weitere wichtige bildhauerische Arbeiten sind in den Seitekapellen zu finden: in der nach Entwurf von Antonio Rossellino errichteten Cappella Martini Kapitelle, die Florentiner Einfluß zeigen. Auch an den Kapitellen und Gebälken der wenig später entstandenen Cappella Grimani ist antikisches Formenvokabular verarbeitet worden. Die Wölbung der Cappella Martini ist vollständig mit glasierter Terracotta in Grün und Gelb und vier großen Medaillons mit den Evangelisten in den Zwickeln sowie Christus als Schlußstein verkleidet. Die Arbeiten stammen aus der Werkstatt della Robbia und haben ihr Vorbild in Luca della Robbias Terracottawölbung der Cappella del Crocifisso von San Miniato al Monte in Florenz. Weitere Kapellen gehörten den Familien Cendon, Foscari (Domenico di Alvise), Nani, Testa und Contarini.
Die sogenannte Pala di San Giobbe, ein um 1480 von Giovanni Bellini geschaffenes Altarblatt, zierte ursprünglich den zweiten Altar rechts und befindet sich heute in den Gallerie dell'Accademia. In der Sakristei von San Giobbe ist noch eine Verkündigung mit dem Hl. Antonius und dem Erzengel Michael (ca. 1447) hervorzuheben.

Literatur

Finotto, Ferdinando (ed.): San Giobbe: la chiesa dei Santi Giobbe e Bernardino in Venezia, Verona 1994
Wolters, Wolfgang: Architektur und Ornament, München 2000, pp. 30s, 105, 110s, 234

 

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