Bauzeit: | vor 1488, 1525-1528 |
Adresse: | San Polo 1 |
Nutzung: | Corte dei Conti |
Auf Gesamtkarte: | lokalisieren |
Anders als der Name suggeriert, ist das in zwei Bauphasen vor 1488 und im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts errichtete Gebäude ein Verwaltungsbau, der die Camerlenghi di Comun (die Finanzverwaltung der Republik Venedig), den Magistrato del Sale und andere Einrichtungen beherbergte. Der allseitig freistehende Baukörper weist einen fünfeckigen Grundriß auf, wobei der ältere Teil im Nordwesten auf einer dreieckigen, der neuere hingegen auf einer annähernd quadratischen Grundfläche errichtet ist. Der ältere Bauteil ist einer der wenigen Bauten, der den verheerenden Rialtobrand von 1514 überstand. In der Formensprache paßte der unbekannte Baumeister des neuen Teil sich dem Bestand an. Die Baufuge ist an der Seite zum Canal Grande in Form von kleinen quadratischen Fenstern, welche das Treppenhaus belichten, deutlich erkennbar. Die Schauseiten sind vollständig mit istrischem Kalkstein verkleidet. Neben den Eckpilastern weisen auch die Gurtgesimse, welche die Geschosse trennen, zwischen Festons kleine tondi mit Porphyr auf. Inkrustationen mit Stein standen in der Materialhierarchie deutlich höher als die Bemalung der Fassaden, wie das Verbot der Steinverkleidung für den gegenüberliegenden Fondaco dei Tedeschi, das ehemalige deutsche Handelshaus, zeigt. Die Schauseite des neueren Teil des Palazzo dei Camerlenghi besitzt neben vier Einzelfenstern auch zwei Triforien und bildet so den Grundriß mit seinen vier Räumen außen ab. Eine Inschrift (ANDREA GRITTO VENETIARUM PRINCIPE MDXXV) im piano nobile am neueren Bauteil, welche auf den Dogen Andrea Gritti hinweist, ist von der Rialtobrücke aus gut zu sehen.
Die Innenräume besitzen Holzgewölbe mit Stichkappen und waren bis zum Ende der Republik mit einem bedeutenden, rund 200 Werke u.a. von Tintoretto umfassenden Bilderzyklus dekoriert, der sich heute teils in der Accademia befindet. Drei Arkaden des Erdgeschosses wurden leider mit neumodischen Einscheibenglas geschlossen, was fatale Auswirkungen auf die Gesamterscheinung hat.
Detail eines Eckpilasters 41 kB |
© 1999-2007 J.-Ch. Rößler
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