Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 59 61

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Säulen hatte, mit drei langen steifen Balkons versehen worden, und noch später, als er schon ausser Besitz der Familie Loredan war, hat man die ohere ganz schmucklose Etage aufgesetzt.
In seinem alten Zustande hat er jedenfalls gleich den andern Palästen dieser Periode nur aus Parterre und einem Geschoss bestanden, vielleicht auch thurmartige Aufbaue auf den Ecken gehabt. Disposition und Verhältnisse erhellen hinlänglich aus beistehendem Holzschnitt
(Fig. 38), der die Hälfte der Vorderfaçade ohne den modernen Aufbau darstellt. Die untern Säulen tragen Kapitäle spätrömischer Form mit langen Acanthusblättern vom Acanthus spinosus, die durch Reparirung von antiken Kapitälern gewonnen zu sein scheinen, indem man bei einem statt der abgeschlagenen und verlornen Ueberschläge der Blätter denselben neue, steifstehende Spitzen gab, bei einem andern die Stümpfe der abgeschlagenen Eckvoluten in Blattspitzen umarbeitete, bei einem dritten den abgenutzten Eierstab in eine Schräge mit byzantinischem Laubwerk umgestaltete; diese Säulen haben auch antike attische. Basen. Die Kapitäle der obern Arcade sind bei Erbauung des Palastes ganz neu gearbeitet und haben die Form der Kapitäle von San Vitale in Ravenna, die auch in der Marcuskirche wiederkehrt, hier aber ohne den würfelförmigen Aufsatz,blos auf einer schmalen Platte den Bogen trägt; die Arbeit ist sauber und scharf.
Das Sockelglied des Seitenbaues ist stumpf und kleinlich, ebenso der Gurtsims und der Fuss der obern Pfeiler, deren Kämpfergesims wir

 

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