Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 278 280

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beginnen wieder genau dieselben Glieder, wie unten an der Thür, steigen lothrecht bis zu einem zweiten krausen Blättergurt auf und bilden dann einen ziemlich stumpfen Spitzbogen; in die so gebildete Oeffnung ist ein Fenster mit reichem Maasswerk eingesetzt. Dieses Maaswerk wird gebildet durch drei fast zu flache Eselsrücken , über denen zwei ganze Kreise und neben denselben noch zwei, durch den Hauptbogen ganz unorganisch zerschnittene Kreise liegen. Darauf folgt dann noch ein Kreis, flankirt durch zwei ebenso zerschnittene Kreisstücke. Das ganze Maasswerk wird durch zwei sehr niedrige gewundene Säulen und zwei dergleichen halbe getragen; diese Säulchen stehen auf einem kleinen Brüstungssimse; die eigentliche Brüstungsplatte ist von einem flachen Karniess mit schräg stehenden Blättern rahmenartig umzogen und bildet innerhalb dieses Rahmens eine ganz glatte Fläche, auf der sich ein vor dem Löwen knieender Doge befand, als Allegorie der Belehnung des Dogen durch den heiligen Markus. Dieser Doge soll das Portrait des Foscari gewesen sein. Jetzt sind leider diese Bildwerke glatt abgemeisselt und dadurch erscheinen nicht nur ihre drei durch Verkröpfungen des Gurtsimses gebildeten Consolen zwecklos, sondern es springt auch das Unorganische dieses ungetheilten Brüstungsfeldes unter dem dreitheiligen Fenster fast unangenehm ins Auge. Was das Maasswerk selbst betrifft, so hat es viele Aehnlichkeit mit dem über den Thüren der Markuskirche und dem noch erhaltenen in zwei Fenstern der Dogenpalastfaçade nach der Riva zu, welche wahrscheinlich auch von demselben Meister sind. Spitzfase, Schrägplatte und Hohlkehle sind die vorherrschenden Glieder; in jedem der Eselsrücken sitzen zwei Spitzbogen und in jedem der Kreise ein Vierblatt. Alle diese Theilungen sind mit durchbrochenen Nasen besetzt. Zu den Seiten des eben beschriebenen Thür- und Fensterbaues nun steigen zwei Tabernakelbaue auf, die jedenfalls zu wenig vor der Mauermasse vorspringen; jeder derselben besteht aus einem grössern Achteck, flankirt von zwei kleinern, die aber sämmtlich kaum zur Hälfte frei stehen und sehr oft horizontal getheilt sind; die beiden untersten Theile, zusammen bis zur halben Höhe der Thüröffnung aufsteigend, bilden Postamente, auf denen Figuren in Nischen stehen. Die Baldachine dieser Nischen sind mit Eselsrückenbogen in viereckiger Umfassung verziert und durch den Gurtsims, der sich um sie herumkröpft, nach oben abgeschlossen, über dem sie sich wiederholen. Ueber dem zweiten Gurtsims sitzt dann nochmals eine niedrige, postamentähnliche Abtheilung, an der je zwei Kindergestalten das Wappen der Foscari mit der Dogenmutze halten. Dann folgt ein dritter Gurtsims, der sich ebenso, wie die andern, um die Achtecke herumzieht und dann erst in convexer, dann in lothrechter und zuletzt in concaver Linie aufsteigt, so einen venetianischen

 

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