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(Clodium), Palestrina und
Albiola und von
Feltre und
Belluno nach
Eraclea, der späteren
Città nuova an der Mündung der Piave.
Dadurch bevölkerten sich die Inseln so schnell, dass man 574 zehn Tribunen erwählte, während seit 503 ein Tribun hingereicht hatte, die öffentlichen Angelegenheiten des kleinen Freistaates zu besorgen. Die einzelnen Colonien waren von ihren Bischöfen begleitet worden und der Patriarch von Aquileja hatte sich auf Grado niedergelassen. Da setzten die Lombarden einen arianischen Patriarchen in Aquileja ein und immer grösser wurden die religiösen Spaltungen, so dass um 630 offen Krieg zwischen den beiden Patriarchen ausbrach. Viele der Geflüchteten waren inzwischen, vom Heimweh getrieben, in ihre früheren Wohnorte zurückgekehrt. Als aber infolge der religiösen Streitigkeiten die Lombarden unter Rotharis 641 Altinum vollständig zerstörten und das ganze Küstenland besetzten, da fingen die Inseln abermals an, sich mit Flüchtlingen zu bevölkern, welche von allen Seiten die Trümmer ihres Vermögens herbeischleppten. Viele aber brachten auch, da sie den Mangel an Baumaterial auf den Inseln kannten, Säulen, Simsstücke, Bekleidungsplatten und dergleichen von ihren Häusern mit und wendeten es beim Baue ihrer neuen Wohnstätten und ihrer Kirchen wieder an. Viele, ja wohl die meisten dieser Neuangekommenen konnten sich wenig oder kein Landeigenthum erwerben und traten so in eine Art von Feudalverhältniss zu den früheren Ansiedlern, welche von nun an gewissermassen den Adel bildeten, sich
convicini, ihre Lehnspflichtigen aber
clienti nannten. Noch im 13. Jahrhundert begegnen wir diesen beiden Ständen.
654 waren die Colonien so bedeutend geworden, dass man beschloss, alljährlich 12 statt 10 Tribunen zu wählen. Bald jedoch wurde aus Argwohn ihre Zahl wieder auf 7 reducirt, welche gemeinschaftlich mit einer Volksversammlung und unter dem Beistande eines Rathes von 40 Bürgern regierten, denen die richterlichen Geschäfte oblagen.
Die Lombarden vom Festlande her, die Slavonier von der Meerseite rüsteten sich, von diesen innern Zwistigkeiten Nutzen zu ziehen und sich auf die Republik zu stürzen. Man beschloss daher, eine Volksversammlung zu
Eraclea zusammen zu berufen.
Bei dieser Gelegenheit gab
Cristoforo, Patriarch von Grado, den Rath, die höchste Gewalt in die Hände eines auf Lebenszeit ernannten Herzogs,
Dogen, niederzulegen.
Der Vorschlag wurde angenommen und die Wahl fiel auf
Paolo Luca Anafesta aus
Eraclea. Somit war die Republik der Sache nach zur Monarchie geworden, wenn sie auch dem Namen nach Republik blieb; in dieser Veränderung