Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 184 186

S. 185

erinnert; eine niedrige Spitzbogennische liegt in der Mauer, der Bogen wird zu jeder Seite von zwei gewundenen Säulchen getragen, welche sehr schlank und schwach im Verhältniss zur Last sind und an ihrer Deckplatte je ein Wappenschild tragen mit dem Wappen des Verstorbenen, der Spitzbogen selbst ist mit einem Carniess eingefasst, den stehende Blätter schmücken und den nach aussen ein Doppelzahnschnitt umzieht; darüber steht ein Giebel, ebenfalls von einem Carniess mit schiefstehenden Blättern umzogen ; diese Umfassung geht unten ein Stück lothrecht, um auf den Säulen Aufstand zu finden und endet nach oben in einer unausgebildeten Kreuzblume ; zwischen Spitzbogen und Giebelschild steht eine Scheibe mit dem Lamm Gottes und darunter die zwei Wappen Toscana's und Venedigs neben einander.
In der Nische selbst nun, deren ganze Breite und etwa die Hälfte ihrer Höhe einnehmend, steht ein Sarkophag; die Vorderseite desselben ist in drei quadratische Felder durch wenig ausladende Eckpilasterchen und zwei kleine gewundene Halbsäulchen getheilt, welche zusammen den aus Plättchen, Doppelzahnschnitt und Blättercarniessen bestehenden Bekrönungssims des Sarkophags tragen. Das mittelste dieser drei Felder enthält in rundgeschlossnem Vierblatt ein gleicharmiges Kreuz. Die Zwickel des Vierblatts sind mit gerollten Spitzblättern ausgefüllt, die zu dreien von einem Knöpfchen in der Mitte des Zwickels auslaufen; in den Seitenfeldern hängen Wappenschilder mit demselben Familienwappen, wie an den Capitälplatten.
Der statuarische Schmuck dieses für die allgemeine Formation der oberitalienischen Grabmäler jener Zeit ganz charakteristischen und in seinen architectonischen Theilen äusserst sorgfältig ausgeführten Grabmales nun besteht in einer auf dem Sarkophag ausgestreckten Porträtdarstellung des Todten in ganzer Figur (Hautrelief) und in zwei kleinen Engelfiguren vor den flachen Eckpilastern des Sarkophags.
Während nun die Porträtfigur in langem Sterbegewande, bei sehr gefälliger, aber doch nicht genialer Behandlung der Fleischtheile namentlich im Faltenwurf manches germanische Element zeigt, nähern sich die kleinen Engel sehr dem pisanischen Typus; der links stehende namentlich, als Michael durch die Waage näher bezeichnet, ist in der Bewegung sehr graciös und der Faltenwurf seines doppelten Gewandes ist elegant gedacht und fein ausgeführt; der andere rafft das hinabfallende Gewand mit der Linken in sehr graciöser Weise auf, ist aber zu beschädigt, um ihn näher beurtheilen zu können.
1339 starb Francesco Dandolo und wurde in, dem Capitelsaal des Barfüsserklosters begraben. Nach einigen wäre dieses Kloster das
Frari gewesen, wie wir auch S. 127 angaben; nach andern aber soll

 

Impressum Venedig