Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 171 173

S. 172

nischen an. Alle diese Motive kehren bei verschiedenen Dominikanerkirchen wieder, namentlich aber haben zwei Kirchen vieles ähnliche von dieser, S. Agostino in Padua und S. Nicolo in Treviso. Der Erbauer der letzteren war der Dominikaner Benevenuto della Cella, vielleicht ist er auch als Architect an der Kirche S. Giovanni e Paolo beschäftigt gewesen, denn dass diese ein Werk von Nicola Pisano sei, ist , ebenso wenig glaublich, als bei der Frari. Ueber der Vierung steht eine Kuppel.
Die Pfeiler sind rund und haben in der Kämpferhöhe der Seitenschiffe, die bei weitem niedriger sind, als das Mittelschiff, Capitäle mit stehenden Blättern; von diesen Blättern sind acht als krause Acanthusblätter gestaltet, deren Spitze sich umschlägt; dazwischen stehen acht glatte Blätter, deren Umschläge etwas länger sind, als die der andern, und dadurch sich zu Auflagen für die Ecken des achtseitigen Schlussoder Kämpfersimses gestalten; dieser hat ziemlich reine gothische Gliederung, und von ihm aus steigen kleine Halbsäulchen als Dienste bis zu dem Kämpferpunkt der Mittelschiffgewölbe auf. Aeusserlich sind die Wände dieses Mittelschiffes durch Lisenen unterbrochen, und zwar entspricht jedem Pfeiler eine ziemlich weit ausladende, um die sich der Sims nebst dem ihn tragenden Spitzbogenfriess herumzieht. Der Raum zwischen je zwei solcher Lisenen ist in drei Felder durch sehr wenig ausladende Lisenen getrennt, welche obigen Spitzbogenfriess tragen; im mittelsten Feld sitzt ein Spitzbogenfenster. Die Seitenschiffsmauern haben ebenfalls jedem Pfeiler entsprechend eine stark ausladende Lisene, umkröpft durch den Sims, der hier von sich durchkreuzenden Rundbögen getragen wird. In der Mitte zwischen je zwei solcher Lisenen steht eine etwas schwächere, die aber nicht bis hinauf an den Sims geht und von zwei Spitzbogenfenstern flankirt wird, welche ebenfalls nicht bis hinaufreichen. In dem dadurch entstehenden Raum sitzen jetzt halbkreisförmige Lünetten, früher aber haben jedenfalls hier ganz nahe unter dem Sims Rosetten gesessen, und darunter hat sich entweder eine kleine säulengetragene Gallerie herumgezogen, oder hat wenigstens dahin kommen sollen, an der Westfaçade sind die Ansätze ihrer Bogen und Wölbungen noch zu sehen; diese Westfaçade müsste, wenn sie so ausgeführt wäre, wie nach den Ansätzen etc. der Entwurf gewesen zu sein scheint, sehr schön sein. Sie ist nämlich durch Lisenen der innern Schiffseintheilung entsprechend in einen hohen Mittelgiebel und zwei niedrigere Halbgiebel getrennt; diese Lisenen gehen aber nicht ganz herab. Unten nun hat sich jedenfalls eine Vorhalle der Kirche vorlegen sollen, dem Mittelschiff entsprechend in drei Oeffnungen, vor jedem Seitenschiff in je zwei Oeffnungen, die entsprechenden Bogenan-

 

Impressum Venedig