Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 145 147

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Anfang des 12. Jahrhunderts, wenn nicht noch später zu sein; sie wurden vielleicht auf dem Unterbau aufgesetzt, um die Kanzel in S. Marco (s. S. 93) nachzuahmen, welche aber in künstlerischer Beziehung viel höher steht.
Das Baptisterium zu Aquileja nun soll, genaue Nachrichten fehlen leider noch darüber, unter dem Patriarchen Udalrich dem ersten erbaut worden sein, aber jedenfalls mit Verwendung alter Theile, deren manche sogar an den Palast des Diocletian in Spalatro erinnern; das Baptisterium bestand aus zwei Haupttheilen, einer schmalen Halle und einem achteckigen Hauptbau, der letztere liegt jetzt noch in Ruinen; das Achteck war durch eine Kuppel geschlossen. In der Mitte standen sechs Granitsäulen, durch Archivolten in überhöhtem Rundbogen verbunden, die vielleicht wieder eine Kuppel trugen. Die Säulen sind verjüngt und haben ohngefähr das Verhältniss von 1 zu 4. Das Taufbecken ist sechseckig und es führen erst zwei Stufen hinauf auf seinen Rand, dann aber drei hinab auf den Boden, der also tiefer liegt, als der Fussboden des Umgangs; wie nun die Differenz zwischen der achteckigen Gestalt des Gebäudes und der sechseckigen des eigentlichen Taufbeckenbaus ausgeglichen gewesen sein mag, darauf lässt sich aus den Ruinen auch nur mit einiger Sicherheit ein Schluss nicht ziehen; fast steht zu vermuthen, dass der ganze achteckige Bau um das schon früher bestehende Becken nebst Ueberdeckung herumgebaut worden ist.
Das Achteck sammt der nordöstlich daran stossenden Halle ist, so viel sich aus den wenigen Ueberbleibseln schliessen lässt, aus dem Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts, während die sechs Säulen, von denen nur noch drei stehen, viel früher sind und Aehnlichkeit mit den ravennatischen haben, obgleich sie jedenfalls auf so hohes Alter keinen Anspruch machen dürfen, sondern eher für Nachahmungen derselben aus dem 11. Jahrhundert gelten könnten. Einzelne eingemauerte Bruchstücke, so wie ein Stück Cancelle deuten ebenfalls in ihrer Aehnlichkeit mit denen in S. Marco etc. auf die von uns angenommene Bauperiode.
Mehr noch als diese Ueberreste und das Einzelne, was hier und da an der istrischen und dalmatischen Küste sich aus jener Zeit erhalten hat und zum grossen Theil kaum der Erwähnung werth ist, hat sich in Venedig selbst erhalten, obgleich auch hier, wie wir bereits S. 112 erwähnten, die Zahl der Gebäude aus jener Periode wegen des Unglücks, das Venedig um jene Zeit heimsuchte, ziemlich gering ist. Ueber die Disposition und Einrichtung der Wohnhäuser damaliger Zeit ist schon S. 113 und 114 das Nöthige gesagt worden, in Bezug auf die äussere Decoration müssen wir leider das wiederholen, was wir

 

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