Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 12 14

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und Muenster um 4531) aus allen die Lagunen umgebenden Orten, namentlich aus Patavium und Aquileja, welches von Attila 452 in Asche gelegt worden war, als dieser von den julischen Alpen herab sich stürzte, die unglücklichen Bewohner vor den rohen Horden der Hunnen auf die Sümpfe flüchteten und dort sich elende Fischerhütten bauten.
Nach Daru soll schon 421 ein Brand einige zwanzig Häuser verzehrt und Veranlassung zu einem Gelübde gegeben haben, in Folge dessen auf Kosten eines gewissen Entinopo von Candia, Schiffbauer, dessen Haus das einzige verschonte war, eine Kirche dem heiligen Jacobus zu Ehren erbaut wurde, wahrscheinlich eben da, wo jetzt S. Giacometto di Rialto steht. Nach Gallicioli (Memorie Venete) soll dies erst 520 geschehen sein. Dem sei nun wie ihm wolle, jedenfalls ist von diesem Bau allerhöchstens die Disposition des Grundrisses in dieser Kirche erhalten, deren jetzige Gestalt uns verbietet, sie unter die Bauwerke der in Rede stehenden Periode zu rechnen. Im Camaldulenserkloster S. Michele bei Venedig bewahrt man einen Senatsbefehl des Senats von Patavium, worin angeordnet wird, dass man „in ripa alta", auf dem hohen Ufer, dem heutigen Rialto, eine Stadt bauen solle, um die Bewohner der in den Sümpfen rings umher liegenden Inseln zu einer Körperschaft zu vereinigen, welche Schiffe halten und sich mittelst derselben gegen Seeräuber vertheidigen könne.
Das abendländische Kaisertbum war gesunken durch Odoaker 476. Odoaker bekümmerte sich um das kleine ruhige Völkchen armer Schiffer nicht, denn er hatte auf dem Festlande zu thun mit Kriegen nach innen und aussen, so dass auch unter ihm an ein Gedeihen der Kunst in dem armen ausgesogenen Italien nicht zu denken war.
Da endlich nahte 490 ein Mann, der, obgleich rohem Stamme entsprossen, doch durch die am bizantinischen Hofe genossene Erziehung Geschmack an der Kunst eingesogen hatte und Ehrgeiz und Hohheit genug besass, um da zu schaffen, zu ergänzen, wiederherzustellen, wo Andere nur zerstört hatten.
Theodorich der Ostgothe, der Dietrich von Bern der alten Deutschen, kam mit seinem Volke nach Italien, besetzte nach langer Belagerung 493 auch Ravenna, blieb nach Odoakers Ermordung alleiniger Oberherr Italiens und umgab sich mit Räthen und Ministern, die wohl bewandert waren in lateinischen und griechischen Wissenschaften, wie Simmacus, Cassiodor und Boëthius. Er wendete namhafte Summen auf, um in Rom
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1) Siehe Anderson, Geschichte des Handels. Riga.1773.

 

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