Das vor 1480 vielleicht als Dank für das Ende der Pest von 1478 gestiftete Tafelbild befand sich einst in der zweiten Kapelle rechts und ist heute in der Accademia ausgestellt. Die Sacra Conversazione wurde erstmals von Marc'Antonio Sabellico in dessen zwischen 1487 und 1489 publizierten Buch De urbis situ als ein Frühwerk Bellinis beschrieben. Die auf einem prachtvollen Thron sitzende Jungfrau mit dem Kind ist von drei musizierenden Engeln und den Heiligen Franziskus, Johannes der Täufer und Hiob auf der Linken sowie Dominikus, Sebastian und Ludwig von Toulouse zur Rechten umgeben. Im Gegensatz zu anderen Altarbildern Giovanni Bellinis in Venedig, beispielsweise seiner Madonna in der Frari-Kirche oder - noch deutlicher - der um 1505 geschaffenen Sacra Conversazione in San Zaccaria, sind hier die Heiligen in einer durch Tonnengewölbe und mosaikengeschmückte Konche abgeschlossenen Architektur versammelt. Der Ausblick auf Landschaften fehlt hier gänzlich. Es handelt sich um die erste Komposition in der venezianischen Malerei, der ein fiktiver Kirchenraum zugrunde gelegt ist. Der prächtige Thron der Jungfrau steht auf einem hohen Piedestal, an dessen unterster Stufe Giovanni Bellini seine Signatur placiert hat. Franziskus wendet seinen Blick vom Kind ab; an seinen Händen sind die Stigmata zu erkennen. Der Täufer hingegen, mit leicht geöffnetem Mund, scheint stille Zwiesprache mit dem Christuskind zu halten.
Goffen, Rona: Giovanni Bellini, New Haven London 1989, pp. 147ss