Palazzo Soranzo-van Axel

 


Venedig: Palazzo Soranzo-van Axel - 23 kB


Allgemeine Bemerkungen:

Bauzeit:1473-79
Adresse:Cannaregio 6099
Nutzung:privat; Ufficio scolastico interregionale
Auf Gesamtkarte:lokalisieren

Beschreibung:

Beim Palazzo van Axel (genauer Soranzo-Venier-Sanudo-van Axel-Barozzi) handelt sich um eines der am besten erhaltenen Beispiele für einen spätgotischen Zweifamilienpalast. Das Gebäude wurde 1473-79 von Nicolò Soranzo errichtet, wohl unter Verwendung von Bausubstanz des vorgotischen Palazzo der Familie Gradenigo. Danach ging es in Besitz der Familien Venier und Sanudo über, ehe es 1628 von der Familie van Axel erworben wurde. Die Familie stammte aus Axel in der Nähe von Gand (Flandern). 1919 kaufte der Graf Dino Barozzi den Palast.
Kennzeichnend ist die unregelmäßige Bauparzelle. Die beiden Wasserfassaden treffen in stumpfen Winkel aufeinander. Die Hauptfassade zum Rio della Panada ist mit sehr breiten Seitenteilen angelegt. Dies ist nicht unbedingt erkennbar, denn es gibt keine Möglichkeit (außer vielleicht vom gegenüberliegenden Gebäude), die Fassade direkt von vorne zu sehen. Man ist auf die Ansicht von Marco Moro angewiesen, die auch in der einschlägigen Literatur wiedergegeben wird.
Die porteghi werden durch jeweils vier Bogen sechster Ordnung geöffnet. Sie sind ohne Zwischenwände erhalten, allerdings auch ohne jeglichen Wandschmuck.
Im Inneren nehmen die Nebenräume einen sehr großen Stellenwert ein. Zumindest der linke Seitenflügel enthält im ersten piano nobile eine Zwischendecke. Übereinandergestellte kleine Fenster im zweiten piano nobile im rechten Seitenflügel lassen dort eine ähnliche Gegebenheit vermuten.
Das Landportal zur Fondamenta van Axel ist wohl das prachtvollste seiner Art in ganz Venedig. Obwohl es mit Sicherheit restauriert ist (die Rahmung ist im oberen Bereich überhaupt nicht verwittert), dürfte es doch im 15. Jahrhundert ähnlich gestaltet gewesen sein. Auffallend ist das detailreiche Wappen der van Axel an der Portallünette, das sich auch im großen Innenhof wiederfindet. Die große hölzerne Tür ist noch teilweise original, allerdings fehlen einige der keinen Holzskulpturen. Das Portal ist in seinem jetzigen Zustand auch im Buch von Angiolo Tursi abgebildet (siehe Literaturangaben). Die Restaurierung des Portals muß also vor 1923 erfolgt sein.
Die Aufstockung über dem Landportal war bereits um 1500 vorhanden, wie die Ansicht des Jacopo de'Barbari beweist.
Die Innenhöfe (nicht öffentlich zugänglich!) zieren die erhaltenen gotischen Freitreppen. Nachdem man durch das Landportal eingetreten ist, öffnen zwei Segmentbogen den Blick auf die Treppe im großen Hof, die in den portego des zweiten piano nobile führet. Sie besitzt ein Zwischenpodest, durch das man ursprünglich die Räume an der linken Seite der Treppe betreten konnte. Ein Umkehrpodest befindet sich an der Trennmauer zum zweiten (kleinen) Innenhof. Dort ist auch ein Oculus, der neugotisch erscheint und vielleicht unter Barozzi eingefügt wurde. Durch diesen Oculus kann man auf Teile der Marmorinkrustationen und auf das Dach der Miracoli blicken.
Die Treppe des kleinen Hofs führt über ein Umkehrpodest in einen Gang, der durch Kreuzgratgewölbe gedeckt ist. Auf diesem Gang ruht die Fortsetzung der großen Treppe nach dem Umkehrpodest. Die Treppenläufe sind also gegenläufig angelegt; es entsteht eine optimale Nutzung in Anbetracht des irregulären Grundrisses. Die leicht verwitterten Steinskulpturen auf den Handläufen scheinen original zu sein.
Ein erhaltenes Beispiel für venezianische Mauergeländer der Gotik befindet sich auf der Hofmauer. Die eingelegten Vierpässe aus Stein scheinen teilweise aus der Erbauungszeit zu sein. Der große Hof besitzt noch zahlreiche Beispiele für patere, jene Zierscheiben, die man auch heute noch an manchen byzantinischen Palazzi findet. Diejenigen im Hof des Palazzo van Axel sind in gutem Zustand erhalten und stammen wohl vom vorgotischen Vorgängerbau.
Die porteghi werden zum großen Hof über Triforien geöffnet. Das Triforium des ersten piano nobile, das keinen Balkon besitzt, sondern nur eine relativ niedrige Lichtöffnung ist, hat von ionische Kapitelle und wurde vermutlich von den van Axel eingebaut.
Der Palazzo ist insgesamt eines der wichtigsten und am besten erhaltenen Privatbauten der venezianischen Spätgotik. Er befindet sich seit 1950 im Besitz der Familie Marsoni, die ihn in weiten Teilen vermietete. Derzeit wird der gesamte Palast zum Verkauf angeboten.

Weitere Bilder:

Das Hauptportal mit tondi und Wappen in der Lünette
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Ein tondo im Hof
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Ähnliche/verwandte Gebäude

Literatur

Arslan (1970) pp. 30s, 137, 193s, 252s, 256, 258
Concina (1995) p. 101
Diruf (1990) pp. 171-183
Lauritzen/Zielcke (1979) p. 121-124
Maretto (1961) p. 99
Tursi, Angiolo: Un palazzo veneziano del Quattrocento. Bergamo, 1923

Dank

B. Elide; Renzo Scarpa; Carole Jacobs


 

© 1999-2007 J.-Ch. Rößler

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