Bauzeit: | bis ins 14. Jahrhundert zurückreichend |
Adresse: | San Marco 4299 |
Nutzung: | privat, die Treppe kann besichtigt werden |
Karte: | Campo Manin |
Auf Gesamtkarte: | lokalisieren |
Der größtenteils gotische Palazzo Contarini Minelli dal Bovolo ist hauptsächlich bekannt für seine äußere Wendeltreppe, die scala del bovolo. Sie wurde ab 1499 im Auftrag von Pietro Contarini erbaut, ihren Namen hat sie vom venezianischen Wort für Schneckenhaus, bovolo. Diesen Namen trug dann auch der hier lebende Zweig der Contarini. Die vielleicht von architekturtheoretischen Schriften des Quattrocento (Filarete) beeinflußte Konstruktion mit traditionellem, geraden Antritt im Erdgeschoß erschließt alle Stockwerke und endet in einer Aussichtsplattform, die einen Blick über weite Teile der Stadt erlaubt. Durch den einzigen erhaltenen Aktenhinweis galt bisland der unbekannte Zimmermann Giovanni Candi als der Baumeister der Treppe. Neuere Forschungsarbeiten allerdings schreiben die Treppenanlage aufgrund stilistischer Vergleiche der Kapitelle mit denen der nahegelegenen Renaissancekirche San Salvatore dem Baumeister Giorgio Spavento zu.
Die Baugeschichte des Palazzo Contarini del Bovolo reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Es sind noch vorgotische Rundbogen an der Rückseite erkennbar. Der Palast wurde zumindest innen kürzlich teilweise restauriert. Im ersten piano nobile hat man Teile eines vorgotischen Rundbogens freigelegt. Im Treppenzylinder sind noch Teile von polychromen Fresken aus gotischer Zeit zu sehen, die früher wohl die ganze Fassade bedeckt haben. Die halben Bogen vierter Ordnung, die an den Gängen der Treppe zu sehen sind, waren ursprünglich voll ausgebildet. Veränderungen im Mauerwerk sind offensichtlich; auch wurden die vormaligen Zugänge zu den piani nobili zugesetzt. Fotografien von Domenico Bresolin aus dem Jahre 1855 zeigen eine Verglasung der Loggien sowie der abschließenden Aussichtsplattform. Eine Nutzung als Wohnraum ist für diese Zeit wahrscheinlich.
Die Hauptfassade mit fünfbogigen Loggien ist zum Rio di San Luca. Von der Ponte della Verona aus ist die Schauseite teilweise zu erkennen; diese Ansicht findet sich auch auf manchen Postkarten. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, daß das Erdgeschoß in der Folge stark verändert worden ist. Die Bogen fünfter Ordnung in den piani nobili sind teils vermauert; die Kapitelle der Loggien selbst unterscheiden sich vom weit verbreiteteten Typus der spätgotischen Blattkapitelle. Teile älterer Verglasung sind noch vorhanden. Starke Veränderungen im Mauerwerk sind auch an der Seite zur Calle de la Vida auszumachen.
Der Palazzo Contarini hat noch einen zweiten, kleineren Innenhof, der zwischen der Haupt- und der Rückfassade liegt. Ein portego ist nicht in der traditionellen Form als langgestreckter, durchgehender Raum vorhanden. Erwähnenswert sind noch die zahlreichen "vere di pozzo" (Brunnenfassungen) verschiedener Epochen im großen Hof, davon einer mit dem Wappen der Contarini.
Insgesamt befindet sich der Palazzo, im Gegensatz zur touristisch vermarkteten und dementsprechend mehrfach, zuletzt mustergültig von Mario Piana restaurierten Treppe, in keinem guten Zustand.
© 1999-2007 J.-Ch. Rößler
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