Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 51 53

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dem aus von Corner angeführten Documenten erhellt, dass sie 1127 oder 1137 eigene Canonici hatte.1)
Dom von Murano. Das älteste Document, welches diese dem heiligen Donato geweihte Kirche erwähnt, ist ein Brief von 999, in dem Michele Monetario, dem Bischof von Torcello einen Eid ablegend, diese Kirche Bas. S. Mariae plebis murianensis nennt.2) Ughelli's oben (S. 45) erwähnte Behauptung über ihre Erbauungszeit scheint uns nicht zuverlässig; er beruft sich auf eine Bulle des Papstes Johann XII., in welcher dieser dem Patriarchen von Grado Auftrag ertheilt, eine Kirche S. Donato und Maria in Murano erbauen zu lassen. Corner betrachtet diese Bulle als unecht; dem sei nun wie ihm wolle, jedenfalls hatte der Dom viele umfängliche Restaurationen zu erdulden und von dem ursprünglichen Bau dürfte wenig mehr erhalten sein, als die Disposition und die dem Hauptcanal zugekehrte Aussenseite des Chorbaues, dessen Ansicht wir auf der Radirung Taf. II hier beifügen; der Eindruck, den dieser äusserst interessante und in seinen Details, auf die wir gleich zurückkommen werden, sehr consequent durchgebildete Bau gibt, wird allerdings durch diese Ansicht deshalb nur sehr unvollkommen wiedergegeben, weil sie nicht farbig ist; die Farbenwirkung dieser Facade aber ist eine besonders günstige, da die Säulen theils aus weissem, theils aus buntem Marmor bestehen, die blätterverzierten Gurtsimse aus Sandstein und die Kämpfer, sowie die Kapitäle und Füsse sämmtlich aus weissem Marmor, die Bogen und Bogeneinfassungen, sowie die kleinen Zahnschnittchen, zarten Platten etc. und endlich auch die auf der Spitze stehenden Zacken aus gelben und rothen Ziegeln mit feingedachter Vertheilung dieser beiden Farben zusammengesetzt sind, die ornamentirten, mit der Spitze nach oben zugekehrten, gegen die andern etwas zurückstehenden Zacken hingegen aus Marmor in verschiedenen Farben, sowie aus gebranntem Thon bestehen, deren Reihenfolge an dem einen Theil Fig. 35 z. B. folgende ist: 1) Rothe Ziegel. 2) gelbe, 3) rothe, 4) gelbe, 5), 6) und 7) rothe, 8) gelbe, 9) rothe etc. und die stehenden ornamentirten Zacken von links nach rechts folgendermassen: gebrannter Thon, braunes Marmordreieck mit Blätterkante von weissem Marmor, grauer Marmor, weisser Marmor, weisses Marmorbogenfeld mit rothen Marmorzwickeln, gebrannter Thon, grüner Marmor etc. Die Nischen der innern Mauer hinter den drei Bogen sind roth, die Brüstungen mit den kleinen Säulchen weiss, die untern Nischen in abwechselnden Zacken roth und gelb.
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1) S. Corner, Notizie storiche delle chiese di Venezia Padova 1758, und Cicognara Fabriche di Venezia T. II. p. 1 31 ff. 2) Corner, Eccl. Torcellaneae II. p. 53.

 

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