Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 21 23

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der in den Grabkirchen Constantins, in den Kirchen an den heiligen Orten des gelobten Landes und in den drei Kirchen der göttlichen Weisheit, Kraft und Friedens in Bizanz seinen Anfang genommen und in der von Justinian erneuerten Sophienkirche den hohen Grad seiner Ausbildungsfähigkeit bethätigt hatte.
Als 568 Narses starb und nun die Longobarden Herren Oberitaliens wurden, aber doch ihr mehr germanischer Charakter weniger
empfänglich sich zeigte für den bizantinischen Centralbau, dessen kaum errungener Einfluss schnell wieder sank, zogen sich viele der griechischen Künstler nebst reichen gothischen und griechischen Familien auf die venetianischen Inseln zurück; ein Umstand, der nicht wenig zur Gestaltung der venetianischen Kunst beitrug.
Während an den Denkmälern von Rom aus der in Rede stehenden Periode der römisch christliche Basilikenstil zwar nicht weiter entwickelt, aber beibehalten und bei den Denkmälern Toskanas weiter gebildet und zum Theil
mit einigen wenigen Elementen des bizantinischen und muhamedanisehen Stils vermischt ist, bestimmt sich der Charakter der Monumente von Venedig durch einen lebhaften Kampf zwischen orientalischem Centralbau und occidentaler Basilikenform, aber selbst da, wo die letztere. siegt, zeigt sich das schon unter Theodorich aufkommende directe Aufsetzen der Bogen auf die Säulenwürfel ohne Gebälke. Diess beweisen die Trümmer von Aquileja und Cividale und die wenigen Ueberbleibsel von Altinum, welche noch jetzt hie und da an Gebäuden Venedigs existiren , wohin sie den Weg durch doppelte Uebersiedelung erst nach Torcello und dann nach Venedig gefunden.
Bei der Annäherung Alboins nämlich flüchteten fast sämmtliche Bewohner des Forum Julii und Landvenetias auf die Inseln und zwar besonders auf die nordöstlich gelegenen.
Die Bewohner von Oderzo (Opitergium) gingen nach Jezulo, wie sie das von ihnen wieder aufgebaute Oequilium nannten, die von Altinum nach Torcello, von Aquileja nach Grado zwischen den Mündungen des Isonzo und Tagliamento, die von Concordia nach den Inseln der Lagune von Caorla zwischen dem Tagliamento und der Livenza, die von Ateste und Treviso nach Murano, Burano und Mazorbo und die Paduaner nach Rialto und Malamocco. 601, vor Agilulf fliehend, kamen abermals Bewohner von Padua, Este und Monselice nach Chioggia

 

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