San Sebastiano

 


Die Kirchenfassade in einer Darstellung von Vincenzo Maria Coronelli

Die Kirchenfassade in einer Darstellung von Vincenzo Maria Coronelli

Beschreibung

Die Kirche im Sestiere im Südwesten des Sestiere von Dorsoduro geht auf eine Kloster-Gründung des 14. Jahrhunderts durch Hieronymitaner zurück. Ein Maria und dem Hl. Sebastian geweihter Bau des 15. Jahrhunderts wurde zwischen 1505 und 1548 durch einen Neubau von Antonio Abbondi, genannt Scarpagnino, ersetzt. San Sebastiano ist nicht geostet; der Eingang erfolgt vielmehr von einem kleinen Vorplatz am Kanal im Osten. Die durch Marmorsäulen vertikal gegliederte, zweigeschossige Fassade ist verputzt; ihr mit istrischen Kalkstein verkleideter Giebel ist von Statuen der Hl. Sebastian, Hieronymus und Katharina von Alexandrien bekrönt. Im oberen Geschoß wird eine zentrale Rose von zwei Ädikulafenstern flankiert. Stilistische und kompositorische Verwandtschaften mit der ebenfalls von Scarpagnino geschaffenen Kirche Spirito Santo auf den Zattere sind offensichtlich. Die Saalkirche mit Empore und Seitenkapellen wird von einer halbrunden Apsis abgeschlossen. Über den Seitenkapellen befindet sich eine Empore, deren Vorderseite mit von Pilastern gegliedert wird.

Ausstattung

Zwischen 1555 und 1570 schuf Paolo Caliari, genannt Veronese (1528-1588), die malerische Ausstattung der Kirche, die neben den Werken Tintorettos in der Scuola Grande di San Rocco zu den bedeutendsten in situ überkommenen Zyklen von Renaissancemalerei in Venedig zählt. Der vom Prior Bernardo Torlioni (geb. 1491) in Auftrag gegebene Bilderzyklus mit gegenreformatorischer Intention widmet sich insbesondere dem Heilswirken Christi und dem Triumph über die Häresie. Die ab 1555 geschaffene Decke des Schiffs zeigt in den großen Ovalen und dem zentralen Quadrat Szenen aus dem Alten Testament in teils barocker Prachtentfaltung (so im Triumph des Mordechai) sowie in den kleinen Ovalen allegorische Figuren. Wie die Wand des Schiffs wurde auch die Empore, vermutlich um 1558, mit Scheinarchitekturen bemalt. Im hervorragenden Bild des Hauptaltars ist die Madonna in Glorie mit den Heiligen Sebastian, Petrus, Katharina und Franziskus (1562) dargestellt. Der in verschiedenen Marmorarten ausgeführte Altar selbst wurde 1559 von Lise Querini Soranzo gestiftet, und das Altarblatt ist vermutlich in diese Zeit zu datieren. Weitere Kunstwerke in San Sebastiano stammen von Jacopo Negretti, genannt Palma der Jüngere sowie Federico Bencovich. Weitere Werke Veroneses - Szenen aus dem Alten Testament - befinden sich an der Decke der Sakristei. Das Grabmal für den Erzbischof von Zypern Livio Podocataro stammt von Jacopo Sansovino.
Die dritte Kapelle links wurde 1544 von Marc'Antonio Grimani di Francesco aus dem Zweig von San Boldo erworben, im selben Jahr mit Marmor, Serpentin und Porphyr unter Anpassung an das Dekorationssystem der Kirche verkleidet und von Alessandro Vittoria mit einem Altar und einer Büste des Auftraggebers ausgestattet. 1558 wurden zwei Nischen mit den Heiligen Markus und Antonius rechts und links des Altars hinzugefügt. Die Tonnenwölbung der Cappella Grimani wurde durch Andrea Mellolda freskiert.
In den Jahren 1822, 1825, 1831 und 1857 fanden Restaurierungen statt, bei denen auch barocke Ergänzungen wieder entfernt wurden.

Literatur

Ranieri, Paola: La chiesa di San Sebastiano a Venezia : la rifondazione cinquecentesca e la cappella di Marcantonio Grimani, in: Venezia Cinquecento, 12.2002, pp. 5-139
Humfrey, Peter: Veronese's high altarpiece for San Sebastiano: a patrician commission for a counter reformation church, in: Martin, John Jeffries (ed): Venice reconsidered, Baltimore 2000, pp. 365-388

 

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