Andrea Palladios Entwurf für die Rialtobrücke

 
Neben Michelangelo und Antonio da Ponte, nach dessen Plänen schließlich ab 1588 die Rialtobrücke gebaut wurde, hatte auch Andrea Palladio mehrere Entwürfe eingereicht. Ein erstes Projekt von 1550/54 sah eine Brücke mit fünf Bogen vor, von denen die äußeren beiden kleiner gehalten waren (Vicenza, Museo civico, Civ. D 25r). Die Radien der halbkreisförmigen Bogen standen im Verhältnis 3:5. Eine vom tempietto alle sorgenti del Clitunno (den Palladio aufgenommen hatte) stark beeinflußter tempietto war in der Mitte vorgesehen. Doch beschränkte sich Palladio nicht nur auf die Brücke, sondern entwarf noch je eine oblonge Agora mit Läden an beiden Enden. Dies hätte umfangreiche Abbrüche von bestehenden Bauten erfordert. Es ist wahrscheinlich, daß die Brücke gegenüber dem tatsächlich ausgeführten Bau hätte gedreht werden sollen, so daß das östlich Ende der Agora direkt an den Campo S. Bartolomio gegrenzt hätte.
Das Doppelblatt im 13. Kapitel des dritten Buchs seiner Quattro libri dell'architettura (Vier Bücher zur Architektur) zeigt eine spätere Weiterentwicklung mit nunmehr drei Bogen. Palladio beschrieb es folgendermaßen:
Sie hätte ausgezeichnet an den Ort gepaßt, an dem sie hätte errichtet werden sollen, nämlich die Mitte einer Stadt, die zu den größten und edelsten in Italien zählt und die das Zentrum vieler anderer Städte ist. Aus allen Teilen der Welt kommen die Menschen dorthin, um Handel zu treiben. [...] Um der Größe und Würde jener Stadt zu dienen, entwarf ich auf der Brücke drei Straßen, jene in der Mitte breit und schön, jene an den Seiten etwas schmaler. Auf der einen wie der anderen Seite der besagten Straßen ordnete ich Läden an, so daß sechs Reihen entstanden wären. Darüber hinaus errichtete ich an den Brückenenden und in der Mitte - also über dem Hauptbogen - Loggien, die den Händlern dazu gedient hätten, einander zu treffen und Geschäfte zu machen, und die dem Ganzen größere Zweckmäßigkeit und Schönheit verliehen hätten. [...] Es sollte nicht als Neuerung angesehen werden, auf Brücken Loggien zu errichten, denn auch die Aelius-Brücke in Rom [...] war in der Antike mit Loggien bestückt, die mit bronzenen Säulen und anderem wunderbaren Schmuck verziert waren.
(Palladio, Vier Bücher, p. 239).
Palladio stellt sich wiederum ausdrücklich in die Tradition der Antike. Der Grundriß zeigt 72 (4x18) kleine, quadratische Ladenkompartimente, wobei die innern Rücken an Rücken stehen. 1755 malte Canaletto Palladios Entwurf als venezianisches Architekturcapriccio zusammen mit der zwei real existierenden Bauten Palladios in Vicenza: die Basilika zur rechten und der Palazzo Chiericati zur linken. Das Gemälde wird in der Galleria Nazionale in Parma aufbewahrt. Beim Betrachten der Pläne Palladios wie auch Canalettos malerischer Umsetzung fallen sogleich die praktischen Mängel des Baus auf: die geringe Durchfahrtshöhe der Brücke sowie die schmalen, zum in Venedig generell problematischen Warentransport auf Rädern gänzlich ungeeigneten schmalen Aufgänge mit 37 Stufen.

Literatur

 

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