Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 89 91

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und Blättern aber sind schwarz ausgefüllt. Ueber jedem Postament trägt der Brüstungssims einen pinienähnlichen Knauf. Dieser Sims nun kröpft sich um die ganzen Pfeiler herum, welche über ihn sich noch ein Paar Fuss weit lothrecht fortsetzen, dann aber wie unten durch Rundbogen verbunden sind. Diese Rundbogen haben keine Kämpfer und der um die Pfeiler herumgekröpfte Brüstungsims wirkt gewissermassen als solcher, wodurch sie das Ansehen sehr stark überhobener Rundbogen erhalten; sie sind ganz glatt, ohne, Archivolte bündig mit den Pfeilern und gleich diesen mit Marmor bekleidet, nach innen setzen sie sich als Kappen eines über den kleinen Kuppeln stehenden Kreuzgewölbes fort und verbinden so jede Pfeilergruppe an den Ecken der Hauptkuppeln zu einer ganzen Pfeilermasse, die stark genug ist, den Schub der Kuppeln aufzunehmen.
In einer Höhe von 44 Fuss über dem Kirchenfussboden zieht sich um diese Pfeilermassen und an den Umfassungsmauern, also an den Stirnen der breiten Gurte, der Hauptkämpfer herum in Gestalt eines Blätterkarniesses mit überhängenden Blattspitzen, wie wir ihn am Dom von Murano bereits gefunden; da wo dieser Kämpfer die schmalen Gurte für die etwas kleinern Kreuzarmkuppeln auffängt, wird er, wie schon erwähnt, durch je zwei, also zusammen 8 Säulen über b b Fig. 45 unterstützt. Diese Säulen, mit Fuss und Kapitäl circa 12 Fuss hoch, sind achteckig, ihre Füsse haben einen viereckigen Plinthus und fast dieselbe Gliederung wie die der untern Säulen. Die Schäfte sind stark verjüngt, die Kapitäle von überraschender Schönheit, die Hauptform derselben ist die einer umgekehrten abgestutzten Pyramide; der Ueber-gang von dem Achteck der Säule in das Viereck der Deckplatte ist ganz einfach durch schräges Abschneiden der Ecke erreicht. Sämmtliche Seiten des Kapitäls nun sind mit einer Verschlingung geometrischer Linien besetzt, die ganz durchbrochen gearbeitet sind, so dass ein Gitterwerk vor dem Kapitälrumpf zu schweben scheint. Wir verweisen unsere Leser auf Fig. 47, welche zugleich den Kämpfersims mit darstellt. Unmittelbar über diesem Kämpfersims nun setzen sich die Gewölbe auf; die breiten Gurte legen sich in reinem Halbkreis von einer Pfeilermasse zu der gegenüberstehenden; einen Fuss über dem Scheitel derselben zieht sich ein kleiner Sims in horizontalem Kreise herum, er bezeichnet die Stelle, wo die ebenfalls im Halbkreis eingewölbte Kuppel sich auf die einfach kappenförmig gestalteten Pendentifs aufsetzt. Die Gesammthöhe vom Fussboden der Kreuzung bis zum Scheitel der Hauptkuppel beträgt circa 83 Fuss. Von da bis zum Scheitel der äussern Kuppelbekleidung ohne die Laterne sind noch 38 Fuss. Diese äussere Kuppelbekleidung ist aber bei weitem später. Um das Jahr 1071 muss also

 

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