Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 255 257

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zugeschrieben wird, ist wahrscheinlich später und daher hier noch nicht in Betracht zu ziehen.
2)   Die Kapelle S. Felice in der Kirche S. Antonio in Padua, 1376 von einem Venetianer Andriolo erbaut, zeigt namentlich in ihrem statuarischen Schmuck und den Tabernakeln mit undurchbrochnen Helmen ohne Blumen viele Verwandtschaft mit den Werken der Buon, aber auch viele Spuren sienesischen Einflusses, welcher sich auch in der schuppenformigen Bekleidung der obern Wandfläche kundgibt, die sogar an Bauten der Normannen in Taormina erinnert; normannischer Einwirkung hatte ja aber die sienesische Kunst ihre eigenthümliche Gestaltung zum Theil mit zu danken. Die Technik an den Capitälen der Kapelle S. Felice ist bewunderungswerth; die Statuen halten in Bezug auf ihre Eigenthümlichkeiten die Mitte zwischen den Werken der Masegne und der Buon, obgleich sie in Ausdruck und Schönheit der Verhältnisse von beiden überflügelt werden; die Anordnung des Ganzen ist sehr einfach; eine Reihe Säulen tragen ziemlich stumpfe Spitzbogen mit Nasen; zwischen den Bogen stehen durchbrochne Halbkugeln in Kreisen, gleich den venetianischen Scheiben; über einem Gurtsims erhebt sich eine Mauerfläche, an der über jedem Bogenscheitel ein Blätterconsol vorragt, flankirt von je zwei kleinen glatten Consolchen, auf denen Dreiviertelsäulen ruhen, welche wiederum Console mit bedeutender Ausladung tragen, die den Untertheil der obenerwähnten Tabernakel bilden, welche, an den Seiten geschlossen, nach vorn in einen Spitzbogen mit Maasswerk sich öffnen; zwischen den Tabernakeln an der schuppenförmig bekleideten Wand hängen einfache Wappen.
3) Ein liegender Grabstein mit der Figur des Beerdigten in ganz flachem Relief, wie man sie in allen deutschen Kirchen des Mittelalters so sehr häufig trifft, ist in S. Giorgio maggiore erhalten, wo er jetzt in der Umfassungsmauer unweit des Eingangs zur Todtenkapelle eingemauert ist; der Verstorbene, Bonincontro de' Boaterii, aus Bologna, war von vornehmer Familie und starb als Bischof von Torcello 1380; er ist in seiner Amtstracht mit Mitra und Bischofsstab zur Seite dargestellt, mit dem Finger auf ein Buch zeigend, und sein Haupt ist von dem Maasswerk eines Eselsrückenbogens umgeben; die Arbeit ist sehr schön gewesen, zum Theil aber in Folge der früheren Lage des Steins im Fussboden, abgelaufen.
4) Das Denkmal des 1382 verstorbenen Dogen Michele Morosini, in der rechten Wand der Mittel- und Hauptapsis an S. Giovanni e Paolo verdient trotz des nicht sehr hohen Kunstwerths der daran befindlichen Statuetten unsre besondere Aufmerksamkeit wegen seines grossen Reichthums, einer glücklichen Disposition, und weil es das älteste Werk ist, welches schon bedeutende Spuren des Kampfes zwischen Mittelalter und

 

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