Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 222 224

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vorgenommen wurde, um das Gebäude zur Aufnahme dieser technischen Schule würdig herzustellen. Um diese Herstellung hat sich namentlich der Graf Tomasso Mocenigo Soranzo sehr verdient gemacht, und sie war auch sehr nöthig, denn die Familie Foscari ist ausgestorben, und die zwei letzten Sprösslinge, zwei alte Comtessen, fanden in dem, dem Einsturz entgegen gehenden Gebäude nur ein trauriges Unterkommen bis auf den Mangel des Farbenschmucks ist die Restauration sehr gelungen zu nennen; das Hauptthor des Erdgeschosses, im Spitzbogen mit unbedeutender Scbneppe geschlossen, hat zu jeder Seite drei schlanke Fenster mit eisernem Gitterwerk, recht gut im Styl des Gebäudes gehalten; diese Fenster haben aber keine rechtwinklige Einfassung; das erste Hauptgeschoss hat einen achttheiligen Portego, der zwar kein Maasswerk, auch keine Scheiben, aber vollständig entwickelte Capitäle und sehr elegante Verhältnisse hat; der Balkon ist neuer. Die Seitenfenster, zu jeder Seite zwei, entsprechen ganz dem Portego. Das zweite Hauptgeschoss nun hat Maasswerk gleich dem des Dogenpalastes, in höchst fein, abgewogenen Verhältnissen ; die Höhe des Maasswerks ist gleich zwei Säulenweiten und Säulen nebst Capitäl sind nicht ganz einundeinhalbmal so hoch als das Maasswerk. Es scheint dies das richtigste Verhältniss zu sein ; wenigstens wirkt unter allen Portego's mit ähnlicher Anordnung dieser am elegantesten, wozu auch die fein durchgebildete Gliederung und der Umstand wesentlich beiträgt, dass die Nasen der Vierblätter in den Kreisen nicht so gross sind als bei den bisher betrachteten. Die Seitenfenster entsprechen vollständig dem Portego. Auf das Obergeschoss kommen wir später zurück.
Das durchbrochene Maasswerk des linken Eckfensters der Semiramide, das der Fenster der Casa Barbini und mancher Theil weniger consequent durchgeführter, vielleicht später entstandener Bauten zeigt dieselbe Anordnung.
ad 2) Der Portego in der ersten Etage der Cá d'oro, sechstheilig über den drei mittleren Bogen einer im Erdgeschoss stehenden Säulenhalle; letztere hat in der Mitte einen Rundbogen, zu beiden Seiten Spitzbogen und zwischen den Bogen Scheiben. Die Seitenfenster des Erdgeschosses waren wahrscheinlich ähnlich behandelt, sowie auch die Fenster der Obergeschosse Blumen, Scheiben und winkelrechte Einfassung haben; bei dem Maasswerk des oben erwähnten Pergolo nun folgt auch das Mittelglied, welches doch eigentlich blos die Hauptlinien der Eintheilung angeben soll, den Abzweigungen der Nasen, jedenfalls ein Zeichen von mangelndem Verständniss; auf diesen Palast, das am reichsten verzierte mittelalterliche Wohnhaus Venedigs, auf seine aus verschiedenen Perioden stammenden Theile, sowie auf seine

 

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