Ca'Rezzonico

 


Venedig: Ca'Rezzonico - 29 kB


Allgemeine Bemerkungen:

Bauzeit:1649-1756
Architekt:Baldassare Longhena, Giorgio Massari
Adresse:Dorsoduro 3136
Nutzung:Museo del Settecento Veneziano
Karte:Canal Grande
Auf Gesamtkarte:lokalisieren

Beschreibung:

Ursprünglich standen an der Stelle des Palazzo Rezzonico zwei Häuser der Familie Bon. 1649 entschloß sich Filippo Bon, einen neuen Palast nach Plan von Baldassare Longhena zu errichten. Während der Einfluß Jacopo Sansovinos (und namentlich von dessen Ca'Corner) auf die venezianische Profanarchitektur und auch die Ca' Rezzonico nicht zu verkennen ist - man beachte insbesondere die Ecklösungen und die Eingangsvorhalle - so emanzipiert sich Longhena mit dem plastischen Fassadenentwurf mit tiefen Fenstern in den Obergeschossen vollends von der tradierten Dreiteilung venezianischer Palastfassaden, indem alle Fenster mit ihren einzelnen, vorgesetzten Balkonen autonom und gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Die Geschosse folgen den Ordnungen dorisch, ionisch, korinthisch und sind durch entsprechende Gesimse abgesetzt. Die Piedestale der Säulen sind mit Diamantierung in den Ecken versehen. In den Zwickeln der Bogen verschiedenartige Putten. Ein ausladendes Kranzgesims schließt nach oben hin ab. Nach Longhenas Tod 1682 wurde der Bau von Giorgio Massari fortgesetzt. Der Bauherr musste bald Konkurs anmelden. Ein Stich von V.M. Coronelli und ein Gemälde von Canaletto belegen den halbfertigen Zustand des Gebäudes, dessen fertiggestellter piano nobile mit einem Notdach bedeckt wurde. Die Familie Rezzonico erwarb das Gebäude 1751, nachdem sie sich gegen Zahlung einer erheblichen Summe in den Adel eingekauft hatte, den Palast. Er wurde in seiner Architektur erst 1756 vollendet. Giambattista Rezzonico, der im Palazzo Fontana geboren wurde, wurde 1758 als Papst Clemens XIII gewählt. Damit war der Anspruch, der an die Architektur gestellt wurde, klar definiert.
Der Grundriß folgt, im Gegensatz zur Schauseite, dem klassischen dreiteiligen Schema, weist allerdings im hinteren Bereich einige Besonderheiten auf: ein leicht oblonger Innenhof ist hinter dem portego angeordnet und dient sowohl der Lichtversorgung als auch der Trennung des Vorderteils vom Ballsaal, der sich über zwei Geschosse erstreckt. Zum Rio di San Barnaba kragt eine ausladende Hauskapelle hervor. Beim Landzugang über die Fondamenta befinden sich ein Brunnen mit dem Wappen der Rezzonico sowie Reste des Gartens. Die räumlich opulenteste, wenn auch im Vergleich mit anderen Beispielen in Venedig architektonisch wohl kaum die vollkommenste Lösung einer Treppenanlage mit zwei Rampen ermöglicht den direkten Zugang zum Ballsaal, der die gesamte Gebäudebreite sowie die Höhe zweier Stockwerke einnimmt. Das Deckenfresko 'Apoll führt seinen Wagen zwischen Europa, Asien, Afrika und Amerika', stammt von Giambattista Crosato. Ein weiteres Fresko im linken Flügel des ersten piano nobile, 'Die Hochzeit von Lodovico Rezzonico mit Faustina Savorgnan', ist ein Werk von Giambattista Tiepolo.
Abbondio Rezzonico, der letzte Nachkomme der Familie, starb 1810. Nach mehreren Besitzerwechseln in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in deren Rahmen auch die gesamte bewegliche Innenausstattung verkauft wurde, erwarb der Maler Robert Barrett Browning in den 1880er Jahren mit Mitteln seiner Frau den Palast und veranlaßte Renovierungsarbeiten. Nach einem erneuten Besitzerwechsel (Browning verkaufte den palazzo an den jüdischen conte Lionello Hierschel de Minerbi) wurde die Ca'Rezzonico 1936 von der Stadt Venedig erworben, die das Museum einrichtete. Während der Rahmen für die Demonstration des "Settecento Veneziano" kaum passender sein dürfte, sind doch einige kritische Anmerkungen zu machen. Im Bestreben, Werke von hohem künstlerischen Rang zur Schau zu stellen, wurden beispielsweise die Fresken Giandomenico Tiepolos in der Villa in Zianigo abgenommen - ein denkmalpflegerisch fragwürdiger Akt. Sie sind heute im 2. piano nobile ausgestellt. Dort befinden sich weitere Stücke aus venezianischen Palästen, so ein Alkoven aus dem Palazzo Carminati, der ebenfalls Eigentum der Stadt ist, Innendekorationen des Palazzo Calbo Crotta sowie ein Deckengemälde von Giambattista Tiepolo aus dem Palazzo Minotto Barbarigo (manche Quellen geben den falschen Palazzo Barbarigo an). Die offizielle Version lautet, die Kunstwerke wären "gerettet" worden. Dabei ist das Translozieren der durchaus nicht unbedingt transportablen Innenausstattung aus Gebäuden im Besitz der Stadt kritisch zu hinterfragen. Was die Aura eines mehr oder weniger vollständigen Palasts des 18. Jahrhunderts angeht, ist der Palazzo Mocenigo a San Stae, bei dem das Originalinterieur samt Schlafzimmer am alten Platze steht, gegenüber der künstlichen Atmosphäre der Ca' Rezzonico zu bevorzugen, obwohl der Rang der in letztgenanntem Palast gezeigten Einzelkunstwerke unstrittig durchweg höher ist. Die kalksteinverkleideten Fassaden zeigen sich heute mit "croste nere" an jenen Stellen, die von Regen geschützt sind. Konservatorische Maßnahmen wären wünschenswert.
Den Rezzonico S. Barnaba gehörte auch die Villa Rezzonico, heute Borella, in Bassano del Grappa, die eine ausgezeichnete Dekoration in Stuck bewahrt hat.

Weitere Bilder:

Detail der Ecke der Ca'Rezzonico
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Innenhof zum Garten
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Literatur

Bassi (1976) pp. 37, 64, 68, 102, 107s, 114-120, 122, 206, 222, 273, 297, 310s, 317, 350, 357s, 374, 403, 418, 442, 482, 568
Cristinelli (1972) pp. 102-112
Lorenzetti, Giulio: Ca'Rezzonico, Venezia 1936
Romanelli, Giandomenico, Pedrocco, Filippo: Ca'Rezzonico. Milano 1986

externe Verweise


 

© 1999-2007 J.-Ch. Rößler

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