Santa Maria del Giglio

 


Ausschnitt der Fassade mit dem Grabmal Barbaros (2005)

Ausschnitt der Fassade mit dem Grabmal Barbaros (2005)

Beschreibung

Nach der Tradition wurde die Kirche um das Jahr 900 von einer Familie Jubanico gegründet, was schließlich zum venezianischen Namen Santa Maria Zobenigo geführt haben soll. Auf der Stadtansicht "Venetie MD" sind für das Jahr 1500 eine dreischiffige Basilika mit Fassade zum Kanal und ein unvollendeter Campanile nachweisbar. Ein Neubau erfolgte im 17. Jahrhundert.
Im Jahre 1678 stellte der Patrizier Antonio Barbaro Kr, Sohn von Carlo Barbaro aus dem Sprengel von Santa Maria Formosa, die Summe von 30000 Dukaten bereit, um der Kirche eine neue Fassade zu errichten, welche von Giuseppe Sardi entworfen wurde. Wie bei Baldassare Longhenas Santa Giustina oder San Moisè handelt es sich um eine facciata commemorativa, welche einzig der Verherrlichung des Bauherren und seiner Familie dient. Sardis Schauseite weist Analogien zu jener der der Scalzi-Kirche auf und besteht aus zwei Geschossen mit fünf respektive drei, von ionischen und korinthischen kanellierten Doppelsäulen gegliederten Achsen. Ein mittels Segment- und zwei gesprengten Giebeln abgeschlossenes und von Statuen der vier Kardinaltugenden bekröntes Attikageschoß zeigt das Wappen des Auftraggebers. Inmitten dieses architektonischen Rahmens wird jeder Raum genutzt, um Antonio Barbaro und seine lange militärisch-politische Karriere zu verherrlichen 1. Er war capitano di mar, ab 1654 capitano del Golfo, seit 1666 provveditore generale dell'armi in Kreta, später Podestà von Padua und Botschafter in Rom. Diese Stationen sind in Reliefs in den Piedestalen der Doppelsäulen durch Ansichten verschiedener Festungen wie Zara, Candia und Spalato sowie Padua und Rom dargestellt; in anderen finden sich Kriegsschiffe und Seeschlachten 2. Auf seinem über dem Portal angebrachten Sarkophag steht Barbaro, im Waffenrock und von Kriegsgerät umgeben, in Form einer von Giusto Le Court geschaffenen Marmorstatue. In den Nischen der benachbarten Achsen zwei Statuen der Ehre und der Weisheit, die wie die Kardinaltugenden von Enrico Merengo geschaffen wurden. Die Nischen des Erdgeschosses sind mit Portraits anderer Familienmitglieder (sein Onkel Giovanni Maria, seine Brüder Francesco und Marino sowie sein Vater Carlo Barbaro) ausgefüllt.
Die Kirche selbst besitzt einige bedeutende Gemälde: eine Madonna mit Kind von Peter Paul Rubens in der Sakristei, diverse Gemälde, darunter einen Abraham, von Antonio Zanchi sowie Vier Evangelisten von Jacopo Tintoretto. Francesco Duodo, Kommandant der venezianischen Galeassen in der Seeschlacht von Lepanto 1571, stiftete den ersten Altar im südlichen Seitenschiff mit dem 1592 ebenfalls von Tintoretto geschaffenen Altarblatt Christus mit der Hl. Justina und dem Hl. Franz von Paola. Der ab 1756 entstandene Hauptaltar stammt in Teilen von Gregorio Morlaiter, weitere Statuen des Sl. Gregorio Barbarigo und des Sl. Girolamo Miani von Giovanni Maria Morlaiter 3. Die Fassade von Santa Maria del Giglio wurde 1833 und zuletzt 1994-1996 restauriert 4.

Anmerkungen

1 zu Barbaro selbst: Benzoni, Gino: Antonio Barbaro o l’esasperazione individualistica, in: Marangoni, Michaela: Una famiglia veneziana nella storia: i Barbaro, Venezia 1996, pp. 461 ss
2 Im Gegensatz zu den ungleich größeren und qualitativ hochwertigeren Basreliefs mit Darstellungen kriegerischer Handlungen - die Schlachten um Candia und Paros - von Giusto Le Court am Grabmal des Alvise Mocenigo II in San Lazzaro dei Mendicanti sind jene an Santa Maria Zobenigo kein bestimmendes Motiv.
3 Rossi, Paolo: I Morlaiter a Santa Maria del Giglio, in: Arte veneta 51.1997, pp. 107-115
4 Fresa, Marina: Santa Maria del Giglio. Il restauro della facciata. Venezia 1997
 

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